04.
September 2010 / Wien (Österreich)

Heute, ziemlich genau um 12:30 ist eines meiner größten Abenteuer, eine meiner größten Lebenserfahrungen zu Ende gegangen. Nach 27000km quer durch den europäisch-asiatischen Teil dieses Erdballs bin ich wohlbehalten und mit extremen Emotionen wieder zu Hause "gelandet". Es war ein Empfang der besonderen Art, mit Eltern und Freunde, die mich über die gesamte Zeit meiner Reise via Mail oder Gästebuch begleitet haben.

Es war ein unbeschreibliches Glücksgefühl und eine enorme Erleichterung. Ich möchte keine Minute dieser Reise ändern - es war ein perfekt geplantes und durchgeführtes Unternehmen. Zur Zeit überwiegen einfach meine Gefühle wieder daheim zu sein und all das wieder einzufangen und nachzuholen, auf das ich jetzt Monate lang verzichten mußte. Anyway, ich habe mein Ziel erreicht, auch wenn es nicht immer einfach war, aber alleine die Erinnerungen in meinem Kopf, das erlebt kann mir niemand mehr nehmen.

Ich möchte mich hier nochmals bei all meinen virtuellen Weggefährten(innen) bedanken, die einfach durch ihre virtuelle Anwesenheit mir immer und immer wieder Kraft gegeben haben und somit mir auch das Gefühl meiner Heimatverbundenheit gegeben haben. Auch möchte ich all meinen Sponsoren danken, die mich gerade in der Anfangsphase enorm unterstützt haben um dieses Projekt erfolgreich abzuschliessen. Auch meinen Arbeitskollegen und meinen Vorgesetzten ein riesen Dankeschön für all das Verständnis. Last but not least ein riesen Dankeschön an mein Eltern, meine Familie. Es war auch für sie nicht immer einfach, aber ohne deren Unterstützung hätte ich diese Reise nie durchführen und erleben können. DANKESCHÖN!

Ein Abenteuer ist zu Ende
02.
September 2010 / Mukacheve (Ukraine)

Es wird voraussichtlich mein "letzter" Tagebucheintrag von unterwegs. Ich bin etwa 40km östlich von der ukrainisch-slowakischen Grenze in Mukacheve, und etwa 650km vor Wien. Samstag, am frühen Nachmittag, wird dieses Abenteuer Geschichte sein und ich hoffentlich daheim. Es waren 95 anstrengende, aber sehr lehrreiche Tage. Eine Reise mit vielen Emotionen, mit vielen Hochs und Tiefs, mit viel Freude aber auch vielen Tränen. Es wird noch lange dauern, bis ich alles soweit verarbeitet habe. Zur Zeit überwiegt noch die 100%ig Konzentration und die absolute Anspannung.

In den letzten beiden Tagen hat der Regen überwogen. Es regnete heute den gesamten Tag. Die Route führte durch die Karpaten, was es aufgrund des Streckenprofils, der Höhe und mit meinem abgefahrenen Hinterreifen noch schwieriger machte. Die Höhepunkte ware aber heute ganz Andere, nämlich die unheimliche Abzocke der ukrainischen Polizei. Ich wurde heute 3x!! innerhalb von 100km zur Kasse gebeten. Die korrupte Polizei hier ist alles andere als europareif. Der Touristenbonus geht hier in die verkehrte Richtung. Absolut nicht die beste Werbung für dieses Land das in die EU will.

So, der wirklich letzte Eintrag kommt in ein paar Stunden von daheim! Liebe Grüße aus der Ukraine!

Regen & Kälte ohne Ende in den Karpaten Die Gegend könnte so schön sein
31.
August 2010 / Kiev (Ukraine)

Nach einer sehr emotionellen Verabschiedung von meinen Freunden in Saratow, bin ich wieder on Tour. Black Dorli läuft wieder wie eine Junge. Ich bin die letzten Tage auf russischem Boden gut vorangekommen. Die Straßen waren gut und das Wetter ideal fürs motorradfahren, dh nicht zu Heiss und nicht zu Kalt. Am Sonntag, kurz vor Borisoglebsk haben mich 2 russische Motorradfahrer angehalten und wir haben ein wenig geplaudert. Nach der Frage einer Unterkunft in der Umgebung, wurde ich sofort nach Borisoglebsk zu einem Hotel eskortiert. Danach gab es ein Grillfest mit ein paar einheimischen Bikern - Dauer etwa bis Mitternacht, danach war für mich Bettruhe angesagt. War eine nette Begegnung und hat wieder gezeigt, wie hilfsbereit die Russen sind und das wir als Westeuropäer ein komplett falsches Bild von dieser Bevölkerung haben. Schwarze Schafe gibt es bei uns in Österreich auch ...

Über Kursk, gings heute an die russisch/ukrainische Grenze. Einmal noch die ganzen Zollformalitäten über sich ergehen lassen, einmal noch die Migrationscard ausfüllen, einmal noch die Koffer ausräumen und meine Medikamentenschachtel durchwühlen lasse, ... ach wird mir das abgehen die nächste Zeit :-)

Aber man merkt auch ohne Pass-/Zollkontrolle, daß man sich in der Ukraine befindet. Der Straßenzustand entspricht dem Mittelalter und das auf Neben- und Hauptfahrbahnen. Etwa 200km vor Kiev hat dann der Regen eingesetzt. Klar doch, hatte ich ja jetzt fast 4 Wochen nicht ... Laut Wetterprognose wird mich das schlechte Wetter bis Österreich begleiten. Was denn sonst :-)

Mein Wunschtag wäre Samstag wieder daheim zu sein. Realistisch gesehen sollte es sich ausgehen, aber das Wetter muß halbwegs mitspielen, denn bei Regen auf diesen Straßen mit meinen bereits Slicks :-) ist es alles Andere als lustig zu fahren. Anyway, Samstag wird angepeilt - ich freu mich jetzt schon riesig auf zu Hause! Liebe Grüße & bis bald! Noch rund 1700 km ...

Kirill & Roman, wahre Freunde Wehmut - die letzten 5km auf russischem Boden Wieder einmal Regen
28.
August 2010 / 25 km vor Saratow (Russland)

Mein definitiv letzter Tag hier im Camp. Black Dorli ist wieder genesen und wir werden morgen gemeinsam die Heimreise antreten.

Gestern gab es eine große Abschiedsparty hier im Camp. Das Motto lautete: "Good bye Richard, good bye summer" ... es war für mich eine sehr emotionale Feier, zumindest bis zum ersten Vodkaglas :-) Nahezu alle Freunde von Kirill waren da um den Sommer und mich zu verabschieden. Roman war vormittags noch fischen. Die Fische wurden dann von ihm noch zubereitet und geräuchert, bis sie bei der Party zum Verzehr freigegeben wurden. Traditionell bereiten die Frauen das Essen vor, während die Männer die Dekorationsarbeit, für die Musikanlage und für die passenden Getränke verantwortlich sind. Zum leckeren Essen (Salate, belegte Brote, geräucherten Fisch, ...) gabs klarerweise traditionell Vodka für die Herren, Cognac für die Damen, laute Musik, Tanz und anschließend ein Bad in der Wolga (nur die Männer!!) ... Es war eine richtige, russische Party die erst um 5 Uhr morgens zu Ende ging. Heute bewegt sich alles ein wenig "langsamer" und es scheint als wäre die gestrige Energie ersoffen worden (Wortspiel), denn von der ist heute nichts zu spüren. Warum wohl? :-)

Morgen gehts dann endlich wieder los. Ich habe neben dem kompletten Antriebssatz nun auch die hinteren Bremsbelege gewechselt, war schon dringend notwendig. Werd morgen dann noch gemütlich ausschlafen und in Ruhe wegfahren. Vor Mittag wird da eh nichts gehen schätze ich, wichtig ist nur, daß ich nun endlich weiter Richtung Heimat fahren kann und das, freut mich irrsinnig. Wenn alles klappt, bin ich etwa in einer Woche daheim, dh so um den 4.,5. September. Mein Wunsch wäre, es auf jedenfall vor meinem 40igsten Geburtstag, am 9.September, zu schaffen. Mal sehen ob´s klappt! Nächstes Update gibts dann wieder von Unterwegs ... Liebe Grüße nochmals aus Saratow

Der Fang des heutigen Tages, Fisch für die Party Erste Party-Vorbereitung Kirill (hinten), Roman II (rechts) und ich beim losfahren in die Heimat
25.
August 2010 / 25 km vor Saratow (Russland)

Wieder ein kleines Update aus Russland. Mein Antriebssatz scheint durch den Zoll zu sein und am Weg nach Saratow. Wir hoffen ihn morgen abholen und dann gleich montieren zu können. Mein Plan ist es am Sonntag hier loszufahren. Da ich die letzten beiden Wochen aber mehrere Hochs und Tiefs erlebt habe, bin ich mit Vorhersagen noch vorsichtig. Fakt ist aber, daß ich nächste Woche auf jedenfall hier wegfahre, egal wie.

Was tut sich sonst noch im fernen Russland? Wir haben "Zuwachs" bekommen. Nachdem Buzz, der Hund von Kirill, Dasha und Roman leider vor etwa 10 Tagen gestorben ist (entweder durch die Hitze oder eine Art Herzinfarkt), mußte ein Neuer her. Sonntag war´s dann soweit! Der kleine Rakker ist im Camp eingetroffen und mußte alles gleich "erkunden". Es ist eine Art Bernhardiner-Mischling, dh sie bleibt nicht so süss klein ...

Freitag ist eine große Abschiedsparty geplant und ich mußte gestern ein wenig "vortesten". Es gab Schaschlik, ein typisch russisches Gericht, das man in ganz Russland fast an jeder Ecke findet. Es ist ein sehr einfaches Gericht, schmeckt aber superlecker. Tja, was trinken Russen zu einem leckeren Essen? Richtig, alkohlhältiges Wasser, names Vodka ... Roman und ich haben eine ganze Flasche gekillt. Ich leide heute ein wenig unter den Spätfolgen dieser Kombination :-)

Ansonsten gibts nicht wirklich großartige News. Das Wetter war die letzten Tage sehr wechselhaft und eben sehr kühl, was beispielsweise das Duschen im Freien mit kaltem Wasser zu einem echten Erlebnis macht. Man glaubt garnicht, wie schnell ein Körper sauber sein kann. Aber der Sommer ist seit gestern wieder zurück und es ist wieder heiss und schön. Jetzt hoffe ich auf einen baldigen Anruf von UPS, daß mein Paket abholbereit ist. Soweit die aktuellen "News from Russia".
Bitte weiterhin Daumen halten, noch ist das Ziel nicht erreicht! Liebe Grüße aus Saratow!

Update 12:20 Ortszeit:
Der lokale UPS-Partner hat eben angerufen, mein Paket ist abholbereit! Ich bin superhappy über diese Nachricht und sehr, sehr, sehr erleichtert!

Unser neuer süsser Zuwachs Roman und ich beim Schaschlik Grill Mein Untergang :-)
21.
August 2010 / 25 km vor Saratow (Russland)

Hallo Heimat! Leider gibt es immer noch keine positive Meldung von hier. Ich hab das Ritzel von zu Hause gestern bekommen - hat ansich ganz gut funktioniert, wenn man sich selber drum kümmert. Ansonsten wartet man hier auf alles ewig ... Bei der Montage hat sich nur leider herausgestellt, daß auch das große Kranzl hinten defekt ist. Dh meine Frau muß mir auch das schicken, wobei das, aufgrund der Größe und des Gewichts, beim Zoll problematisch werden könnte. Ich hab nur keine andere Wahl.

Meine Freunde hier versuchen wirklich alles, um mich irgendwie bei "Laune" zu halten - aber es ist eine meiner härtesten Prüfungen auf dieser Tour. Es ist nur diesmal nicht die Einsamkeit, aber ich sehne mich schon so nach meiner Frau, meiner Stieftochter, nach meiner Familie, einfach nach meiner Heimat. Das ewige warten, die tägliche Anspannung, der psychische Stress, all das setzt mir momentan sehr, sehr zu aber ich komm nicht aus, ich muß da leider jetzt auch noch durch.

Ich habe in den letzten 8 Tagen hier sehr, sehr viel über die Lebensgewohnheiten, über die Menschen wie sie leben und deren Kultur gelernt. Die russische Lebensgewohnheit ist anders, aber das ist die der Italiener, Griechen, Araber, ... ebenso. Über all dem, steht aber die absolute Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft die diese Leute aufbringen. Soetwas wie hier ist in unseren Breiten einfach undenkbar.

Zum Schluss noch ein Wort zum Wetter und den Bränden. Das Wetter hat seit gestern umgeschlagen und die Temperatur ist deutlich gesunken. Heute früh hatten wir nur mehr 11 Grad und orkanartigen Wind. Der Herbst läßt auch hier schon Grüßen. Zu den Bränden gibts nicht mehr viel zu schreiben. Aufgrund der Temperaturen und auch des Regens der letzten Tage ist diese Gefahr so gut wie gebannt. Mal sehen wie´s jetzt generell weitergeht ... Ich weiß nur, daß ich bald die Heimreise antreten muß. Bis bald wieder ...

Roman und ich beim Samstagsfrühstück Meine Freunde beim Fernsehen ... Sonnenuntergang auf der Volga
17.
August 2010 / 25 km vor Saratow (Russland)

Leider bin ich immer noch am selben Fleck wie vor ein paar Tagen. Der Fix hat leider nicht funktioniert und so muß ich jetzt versuchen, den Ersatzteil von zu Hause zu organsieren, was sich als äußerst schwierig herausstellt. Sowohl meine Frau zu Hause, alsauch ich arbeiten hier wie die Verrückten um irgendwie herauszubekommen, wie man das Teil versenden kann. Die Hilfe seitens Österreich ist hier sehr, sehr beschränkt. Ich bin einfach nur frustriert, müde (mittlerweile auch im Kopf) und machtlos, was hier jetzt passiert.

Man sitzt hier und kann nichts tun außer warten. Ich bin wie gelähmt, kann nicht vor und nicht zurück. Ich brauch für alles Hilfe ... soweit der letzte Status. Wie lange ich noch hier verbringen muß, ist momentan nicht absehbar ... mein Visum läuft am 6.9. aus, und dann hab ich das nächste Problem am Hals! Liebe Grüße in die Heimat!

Update 16:31 Ortszeit:
Das Ritzel ist unterwegs nach Saratow. Meine Frau hat nach mühevoller Kleinstarbeit und etlichen Telefonaten mit diversen Organisationen einen Weg gefunden, mir den Teil zu schicken. Ich hatte das Ritzel als Reserveteil zu Hause. Wir hoffen, das das Päckchen jetzt auch durch den Zoll kommt und ohne Schwierigkeiten hier in Saratow zugestellt werden kann. Danach werde ich das Ritzel und die Kette tauschen und mich ehestmöglich auf den Heimweg machen. Ich will auch nur mal was öffentlich loswerden: ICH LIEBE DICH MEIN SCHATZ!! Ich hab die beste Frau, die es gibt! Dankeschön & und bitte alle Daumen halten, das es klappt!

Saratow und eines der Wahrzeichen, die Brücke über die Volga Hoch über Saratow
15.
August 2010 / 25 km vor Saratow (Russland)

Das "neue" Ritzel ist bereits eingebaut, die Kette und der hintere Kranz passt nur jetzt nicht mehr 100%ig und sie müssen auch getauscht werden. Da auch hier in Russland Wochenenden heilig sind, gehts erst wieder am Montag weiter. Zur Erklärung: Das Ritzel wurde von einem Getriebe aus einem Kamaz-LKW speziell angefertig, und ist kein orginales Ritzel. Man muß nur sagen, daß es trotzdem fast so sieht. Die Kette und der hintere Kranz wird ähnlich angefertig. Das heisst noch warten ... aber es hätte schlimmer kommen können.

Was mach ich so den ganzen Tag, außer warten? Naja, eigentlich nichts - ähnlich wie in einem richtigen Urlaub. Der Tag selber besteht aus quatschen, schwimmen, essen, trinken ... und Abends wird gefeiert. Am Freitag waren wir in Saratow und haben bis 4 Uhr früh die Stadt unsicher gemacht. Zuerst waren wir essen, dann in einer Bar und dann noch in 2 Nightclubs und haben uns zu todegetanzt. Um 4 Uhr war dann bei uns allen Schluß und wir fuhren mit Taxi wieder zurück ins Camp.

Gestern wurde direkt im Camp gefeiert. Max und Kirill brachte noch ein paar andere Freunde mit und Dasha I (die Schwester von Kirill bzw. Ehefrau von Roman, meinem "Techniker") und Dasha II haben inzwischen die Flusskrebse vorbereitet. Kirill hat sie ganz frisch (lebend!!) aus Saratow mitgebracht - 1.5kg Krebse. Diese werden nur in heisses Wasser gekocht und dann gegessen, wobei es hier strikte Regeln gibt, wie man sie öffnet, was man davon essen kann und was nicht. Sie waren aber ausgesprochen lecker. Dazu wurden 1,2,3,4,5,... Bier getrunken, Karten gespielt und russische Witze erzählt. Die Kommunikation findet in Russisch und Englisch statt. Dasha I, ist eine Englisch-Professorin in einer Privatschule hier in Saratow, dh sie war unsere Dolmetscherin für die schwierigsten Fälle. Um 3 Uhr früh, war dann für mich Schluß. Dasha II meinte dann noch eine Suppe für den Morgen kochen zu müssen, was sie dann auch noch bis 6 Uhr morgens tat. Ich hatte schon sehr lange keinen solchen Spaß wie hier.

Wie gehts jetzt weiter? Morgen gehts mal mit meinem Bike weiter und ich hoffe, sie können alle Probleme fixen - bin aber guter Dinge. Danach möchte ich aber so bald als möglich in die Heimat aufbrechen. Nicht, daß ich mich unwohl fühlen würde, aber ich hab schon extreme Sehnsucht nach meiner Frau und meiner Stieftochter, bzw. meiner gesamten Familie und der Heimat. Es ist schon eine lange Zeit und vermisse das geordnete, regelmäßige Leben - aber vor allem meine Frau. Alsdenn, liebe Grüße in die geliebte Heimat!

Max, Kirill & meine Wenigkeit unser Abendessen, frische Flusskrebse aus der Wolga zu jedem Essen gehört 1,2,3,4,5,... schluck Bier unsere kleine aber feine Gruppe (links/hinten: Mischa, Arseniy, Max, Kirill, Dasha I - vorne, Dasha II - hinten, Richard
13.
August 2010 / 25 km vor Saratow (Russland)

Die letzten 24 Stunden waren für mich die Hölle. Mein vorderes Ritzel hat alle "Zähne" verloren. Eine typische Verschleisserscheinung und nach fast 30.000km auch kein Wunder. Problem daran ist nur, daß ein weiterfahren unter diesen Bedingungen nicht möglich ist.

Gestern gegen 15 Uhr bemerkte ich während der Fahrt ein paar Mal ein starkes Ruckeln. Nach Kontrolle merkte ich, daß der vordere Zahnkranz (Ritzel), der für die Kraftübertragung der Kette vom Motor zum Hinterrad verantwortlich ist, fast nur mehr aus einem Kreis bestand. Alle Zähne die in die Kette eingreifen, waren defakto abgeschliffen. Ich bin dann bei einem Polizei-Checkpoint stehengeblieben und habe versucht den Polizisten klar zu machen, daß ich ein Problem habe. Glücklicherweise hat es einer verstanden und gleich wie wild angefangen zu telefonieren. Nach etwa 40-50 Minuten in der Gluthitze von fast 39 Grad, ist dann Roman gekommen - der sich das Ding angesehen hat und meinte, das man es tauschen müsse. Wir fuhren dann im Konvoi in Schrittgeschwindigkeit unter Polizeischutz von der Autobahn und danach in eine Art Campground an einem Wolga-Nebenarm, wo ich eine Hütte zum Übernachten bekommen habe.

Naja, dann begann die große Diskussion bezügl. Ersatzteil. Woher, wie lange, usw. usw. ... In Saratow gibts den Teil nicht, ev. irgendwo außerhalb oder Notfalls aus Moskau - was etwa 5-7 Tage gedauert hätte. Parallel dazu habe ich meine Frau engagiert um mir von Österreich aus, das Ritzel zu schicken (weil zu Hause habe ich eines in Reserve ... eh kloar). Was soll ich sagen. Alle Beteiligten waren großartig und mein Ritzel sollte heute Abend eingebaut werden, dh morgen oder übermorgen kanns weiter Richtung Heimat gehen.

Einen besonderen Dank aber meinen beiden "Lebensretter" und an meine liebe Frau (plus dessen Arbeitskollegen). Sie haben alles menschenmögliche versucht mir zu helfen und wie es scheint, hat es auch geholfen. Ich bin froh, wenn Black Dorli wieder lostuckert und wir beide endlich das Ziel, unsere Heimat und unsere Familien wiedersehen. Soweit ein aktueller Statusbericht - bis dann!

So sieht meine Black-Dorli noch nicht aus Kirill (links) und Roman (rechts) - meine beiden Helfer - echte Russen! Meine Hütte, direkt am Wasser
11.
August 2010 / Samara (Russland)

Vor 2 Wochen habe ich noch gefroren und jetzt weiß ich nicht, wie ich die Tage in der Gluthitze bei 38°C überleben soll. Ich bin heute nach einer sehr langen Etappe von 700km hierher nach Samara gekommen. Die Straßenverhältnisse haben sich extrem verschlechtert. Ich weiß zur Zeit nicht, was mir lieber ist: Wellblechpiste oder Asphalt mit Spurrillen, die das Motorrad ständig zum Pendeln bewegen. Der Verkehr hat seit Jekaterinburg auch stetig zugenommen, vor allem der Schwerverkehr. Die Transitrouten hier sind keine Autobahnen oder Schnellstraßen - es sind ganz normale Bundesstraßen - einspurig, was das fahren hier zu einer enormen Belastung macht. Ständiges überholen, oder überholt werden, ständige Obacht auf entgegenkommende Autos. Dort, wo normal eigentlich nur 2 Spuren sind, gehen sich locker ein LKW, ein Auto und ein Motorrad aus (selber des öfteren erlebt). Ein besonderer Nervenkitzel ist dann halt auch das Tempo, wenn dir jemand mit 80-90 Sachen entgegen kommt und du mit gleicher Geschwindigkeit nicht von deiner Spur weichen kannst. Die Belastung gerade bei der Hitze, bei dem Dreck den die LKW rauspusten, ist wieder enorm gewachen. Von leichter Heimfahrt keine Rede.

Von Bränden ist hier aber nichts zu sehen und auch die Luft hat sich wieder wesentlich gebessert. Landschaftlich ist der Ural wunderschön, allerdings mußt du weit in den Horizont schauen, denn die Russen verdrecken alles. Je weiter man in den Westen kommt, desto dreckiger wird es. Fenster auf, Plastikflasche, Zigarettenschachteln, Zeitungen, ... einfach raus. So einfach funktioniert die Müllentsorgung hier, und so schaut es auch dann am Straßenrand aus. Die Russen verdrecken hier eine wunderschöne Gegend, aber den Preis, zahlen sie sowieso selber ...

Morgen gehts Richtung Saratow, dann nach Woronesch und weiter an die ukrainische Grenze. Danach ist das Abenteuer Russland Geschichte. Die erlebnisreichen Tage habe ich hinter mir - zur Zeit heißt es fahren, konzentrieren, fahren, konzentrieren, ... damit auch die letzten 3000km problemlos ablaufen! Bis bald!

Die Grenze zwischen Europa und Asien Morgenstimmung im Ural 700km Spurrillen
09.
August 2010 / Jekaterinburg (Russland)

Smogverseuchte Grüße aus Jekaterienburg. Durch die Brände rund um die Stadt, liegt diese bereits in einer dichte Smogwolke. Der Himmel ist nicht mehr zu sehen und die Sonne ist wie hinter einem Schleier versteckt, obwohl es heute rund 31 Grad hatte. Die Sichtweiten außerhalb der Stadt betragen etwa 500-1000m ... Horizonte sind keine mehr auszumachen. Teilweise brennt es bis direkt auf die Straße, wobei die Miliz (=Polizei) hier einen wirklichen guten Job macht und die Fahrzeuge rechtzeitig, zügig und sicher umleitet. Feuerwehrmänner mit deren LKWs standen etwa ab 100km vor Jekaterienburg alle 10km am Straßenrand in löschbereitem Zustand. Ich habe in meinem Leben noch nie soviel Feuerwehr gesehen, wie auf diesen 100km - es ist ein enormer Kampf, den die Jungs hier führen müssen. Rund um Moskau soll es ja noch viel schlimmer sein ... Man sieht aber nicht nur die dicken Rauschwaden in den Himmel steigen, sondern auch die bereits abgebrannten Wälder. In diesen Abschnitten stinkt es fürchterlich und ich schätze auch einmal, daß die Temperatur dort wesentlich höher ist (subjektives empfinden von mir).

Naja, es gibt auch etwas positives zu berichten. Ich werde doch wie geplant, meine ursprüngliche Route fahren. Es gilt zwar noch um Woronesch der Notstand und heute wurde etwa 100km nördlich von Chelabinsk der Notstand verhängt, aber laut aktueller Information von der Miliz, ist meine Route so gut wie frei. Der Weg nach Chelabinsk könnte morgen zu einem Problem werden, aber das würde mich 1 Tag Umweg kosten und nicht 7-10 Tage. Also ich risikiere es und fahre in den Süden runter. Mehr Informationen als ich jetzt habe, kann ich nicht mehr zusammentragen. Irgendwann mußte ich eine Entscheidung treffen und diese ist jetzt gefallen ...

Ab morgen bin ich, so und so, wieder in Europa und damit fällt bei mir wieder ein großer Druck weg. Alles weitere wird sich weisen, aber es wird sicher für alles eine Lösung gefunden werden. Bis demnächst, dann wieder als Europäer ... Liebe Grüße vom Ural!

Waldbrand, etwa 500m von der Straße nach den verheerenden Flammen Smog, kein Dunst
07.
August 2010 / Omsk (Russland)

Schlechte Nachrichten - die österreichische Botschaft in Moskau hat sich bezügl. meiner Anfrage prompt gemeldet. Ich muß meinen Nachhauseweg leider komplett umplanen und somit mehr Kilometer in Kauf nehmen, als geplant. Aufgrund der starken Winde und der enormen Hitze Richtung Süden, ist dieser auch extrem gefährdet und sollte gemieden werden. In Rostov am Don brennt es bereits. Rostov liegt etwa 200km südl. von Volgograd nahe des Kaspischen Meeres. Für jeden hier ist es zur Zeit unvorhersehbar, wie sich die nächsten Wochen auf die Brände auswirken, aber die Botschaft selber empfiehlt nicht durch den Süden zu reisen. Somit bleibt mir nur der Norden, dh ich werde morgen Richtung Jekaterinburg - Perm aufbrechen und von dort noch weiter nördlich fahren, etwa auf die Höhe Sankt Petersburg. In dieser Höhe werde ich Russland dann queren um nach Estland zu gelangen. Der weitere Weg wird mich dann über Estland, Lettland, Littauen, Polen und über die Tschechische Republik führen, um dann in die Heimat zu gelangen. Es ist ein herber Rückschlag für mich, und ich muß gestehen ich bin ein wenig down, weil ich mich doch schon näher der Heimat gesehen habe, als ich jetzt tatsächlich bin. Der Aufwand und der Weg nach rund 23.000km Fahrt ist enorm.
Aber what shall´s - ich kann´s ja nicht ändern. Gesundheit geht immer vor Risiko. Ich soll mich auch 1x die Woche bei der Botschaft melden, damit sie meinen Weg verfolgen können um mich ev. vorzeitig zu informieren, sollte auf meinem weiteren Weg ein neues Problem auftauchen.

Ich werde den heutigen Tag für die Planung nutzen und mir die Routen in meine Navigationsgeräte einspeichern. Die Route werde ich sobald sie fertig ist, im Bereich "Routenverlauf" uploaden. Morgen gehts dann wieder los ... bin ja echt gespannt, was mir noch so alles wiederfährt!

Brandsituation Anfang August (APA-Grafik)
06.
August 2010 / Omsk (Russland)

30 Grad Lufttemperatur, keine Wolke am Himmel ... ich schreib das gleich mal als Einleitung, weil ich soetwas die letzten Tage nicht für möglich gehalten hätte. Es tut meiner Seele richtig gut! Ich bin seit gestern hier in Omsk, kurz vor dem Ural - sprich kurz vor Europa.

Omsk ist einer der schönsten Städte die ich bisweilen in Russland gesehen habe. Sauber, modern und die Sehenswürdigkeiten sind top gepflegt und restauriert. Das IBIS Sibir Omsk in dem ich wohnen (danke an meine Frau, die diesen Goldtip gefunden hat) liegt super Zentral am Irtysh Fluss. Das Hotel hat ein absolut geniales Preis-/Leistungsverhältnis und steht dem Standard bei uns um nichts nach. Einzig ein Security Parkplatz fehlt - das Motorrad steht aber sicher direkt vor dem Hotel (nach langer Diskussion mit dem Hotelmanager).

Die Stadt selber wirkt sehr jung, modern und gepflegt. Auch wenn Marx und Lenin noch allgegenwärtig sind (aber das ist in jeder russischen Stadt so). Manche werden sich Fragen, wie ich mich in solchen Städten zurechtfinde. Ganz ehrlich: Garnicht, es gehört einiges an Intuition und Glück dazu, zu dem Platz zu kommen dem man sucht. Ein paar Tricks gibts allerdings. In fast jeder Stadt gibt es eine Ulina Lenina, das ist meist die Hauptstraße von der alles weggeht. Dann folgt man am Besten Vorrangstraßen - ist meist die einzige Kennzeichnung ins Zentrum. Tja, last but not least - ein bisschen Gespür für die Richtung, sofern die Koordinaten bekannt sind bzw. zumindest die Adresse. Achja, das russische Alphabet zu kennen und somit Straßennamen lesen zu können, ist auch kein Fehler.

Morgen findet der "Siberan International Marathon" hier in Omsk statt. Wär etwas für Dejan, einen Arbeitskollegen von mir ... Es werden rund 15000 Läufer erwartet - das Highlight des Jahres hier. Ich werde deshalb bis Sonntag hier bleiben und mir dieses Event als Zuschauer live geben. Ein entkommen aus der Stadt ist morgen sowieso ein Ding der Unmöglichkeit.

Es gibt aber auch Sorgenfalten in meinem Gesicht. Es betrifft die Feuersbrunst in Westrussland. Zur Zeit sind nämlich fast alle Wege in die Ukraine davon betroffen und zur Zeit habe ich eigentlich keine Ahnung, wie ich nach Westen komme, ohne extreme Umwege nach Norden Richtung Estland oder gar Finnland fahren zu müssen. Ich habe mit der österr. Botschaft in Moskau Kontakt aufgenommen mit der Bitte um Routenvorschläge, sofern es möglich ist eine etwaige Vorhersage der nächsten 14 Tage zu treffen. Leider ist das keine übertriebene Vorsicht, sondern bitterer Ernst mit dem ich eigentlich nicht gerechnet habe. Aber auch dieses Problem wird gelöst werden! Alsdenn, ich nähere mich in riesen Schritten der Heimat ... Liebe Grüße!

Hotel IBIS Sibir Omsk Lenin Statue, das ewige Symbol in Russland Die Krestovozdvizhensky Kathedrale Vorbereitungen zum Siberian International Marathon
03.
August 2010 / Kemerovo (Russland)

Die letzten 3 Tage seit Irkutsk waren geprägt vom schlechten Wetter. Ich kann mich eigentlich nicht erinnern, wann ich im August so gefroren habe wie die letzten Tage. Dauerregen und 10 Grad Lufttemperatur sind einfach absolut motorradfeindlich. Das Ganze drückt sehr aufs Gemüt und macht das fahren Richtung Heimat sehr schwer. Nochdazu waren die Straßenverhältnisse ab Irkutsk bis Krasnojask eine Katastrophe. Wir reden da von einer Entfernung von etwa 1000km, von diesen 1000 Straßenkilometern sind etwa 400km Baustelle. Gepaart mit Regen ergibt diese Mischung eine äußerst interessante Situation. LKWs wurden abschnittsweise gestoppt, weil ein Weiterkommen im Schlamm nicht möglich war. Teilweise stand der Schlamm Knöcheltief und auch ich habe jederzeit befürchtet stecken zu bleiben. Das Problem ist hier, Umleitung gibts keine - dh für die Fahrer, sie können nur auf besseres Wetter warten. Die Miliz hat da kein Verständnis dafür.

Die Landschaft ist zur Zeit auch nicht gerade abwechslungsreich (wobei zur Zeit bedeutet die letzten 2000km). Links Bäume, rechts Bäume, in der Mitte ein Asphaltstreifen (wenn nicht Baustelle). Dieser Asphaltstreifen verschwindet dann irgendwo am Horizont - so geht das Kilometer für Kilometer, Stunde für Stunde. Zur Zeit sitze ich etwa 8-10 Stunden auf dem Motorrad, um etwa 500-600km zu schaffen. Die Entfernungen hier in Russland sind nach wie vor enorm.

Leider muss ich meine Route ein wenig umplanen, denn mein Kasachstan-Visum ist ausgelaufen und ich darf die 150km nicht durch Kasachstan. War ein kleiner taktischer Fehler den ich beim Visumantrag gemacht habe. Somit muß ich bei Omsk ein wenig nordwärst Richtung Ekaterienburg, und dann wieder südlich nach Chelyabinsk - bedeuetet für mich etwa 1 Tag mehr "Arbeit". Ich schätze aber einmal, ich bin etwa in 5-7 Tagen wieder in Europa. Momentan liege ich, trotz des Frusts was das Wetter angeht, gut im Plan.
Black-Dorli ist soweit auch ok. Mir ist zwar gestern die Tachowelle gebrochen, aber es soll nichts ärgeres passieren. Mal sehen wie es weitergeht. Der Ural wartet die nächsten Tage und dann hat mich, nach mehr als 22.000km, good, old "Europe" wieder ... bis demnächst, liebe Grüße in die Heimat!

Die M53 zwischen Irkutsk und Krasnojask bei Regen Sibirische Landschaft - nicht gerade abwechslungsreich Wegweise mit Kilometerangaben
31.
Juli 2010 / Irkutsk (Russland)

Wow, ich hab geschlafen wie ein Baby. Herrlich ruhig, herrlich lang, herrlich bequem. Heute ist keine Wolke am Himmel und die Sonne lacht. Eh klar, ich hab ja Ruhetag und muß nicht fahren.

Heute war einfach nur "Strandln" und ein wenig organisatorisches angesagt. Vorweg, das mit der Trans-Sibirischen Eisenbahn habe ich jetzt entgültig ad´akta gelegt. Es wäre zwar hier schneller möglich eine Transportmöglichkeit für meine BlackDorli zu bekommen, aber in einem anderen Zug. Mir ist das einfach zu riskant. Ich komm dann vielleicht nach Moskau und hab kein Moped mehr. Somit ist meine letzte große Entscheidung auch gefallen - ich fahre die Tour auf meiner BlackDorli fertig.

Den restlichen Tag verbrachte ich mit einem ausgiebigen Spaziergang durch Irkutsk. Irkutsk ist eine sehr gemischte Stadt. Mal sind die Gebäude supertoll renoviert, mal glaubt man im vorigen Jahrhundert zu stehen. Eine sehr interessante Mischung. Ansonsten gibt es neben Kirchen & diverse Statuen von Lenin & Zar Alexander III, allerhand Märkte, Boutiquen und "Einkaufshallen". Hier bekommst du wirklich alles - vom Autozubehör, über Campingartikel bishin zu Elektrogeräte, Möbel und Geschirr.
Die Märkte hier sind supergut sortiert. Es werden nicht nur exotische Früchte angeboten, sondern auch Früchte die Rund um den Baikal so vorkommen, wie Heidelbeeren, Erdbeeren und Weichseln. Vorallem die Heidelbeeren sind superlecker. Ich hab mir gestern bereits auf der Fahrt hierher welche an der Straße gekauft und jetzt am Markt wieder. Ein weniger Joghurt dazu und zu meinen täglichen Nudeln gibts eine gute Nachspeise.

Beim russischen Bikerclub Bike.Konur war ich auch und hab mir einen Reserve-Ölschlauch und ein Verbindungsstück besorgt - sicher ist sicher. Wer weiß, was auf den letzten KM noch so alles passiert. Tolle Truppe dort, ähnlich wie in Vladivostok. Sie meinten ich muß nochmal unbedingt zum Baikal. Naja, ich hab mir den Wetterbericht für die nächsten Tage hier angesehen. Morgen superschön wieder, aber Montag und Dienstag 90%ig Wahrscheinlichkeit für Regen, dh Regen und zw. 12-14 Grad. Wenn ich jetzt morgen Richtung Olkhon Island fahre (sind etwa 250km von Irkutsk), dann komm ich Montag genau in die Schlechtwetterfront. Ich muss mir das noch gut überlegen, ob das Sinn macht. Andererseits in Krasnoyarsk, meiner nächsten größeren Station, schaut das Wetter auch ned viel besser aus. Werd nochmal drüber schlafen ... alsdenn, melde mich wieder mal ab! Bis zum nächsten Mal!

Ulina Lenina, ich glaub die Straße gibts in jeder Stadt Der Verkehr hier ist gewaltig Lecker, frisches Obst und Gemüse Das Znamensky Kloster
30.
Juli 2010 / Irkutsk (Russland)

Ich bin heute nach wiedermal sehr, sehr feuchter Fahrt hier in Irkutsk angekommen. Das Wetter macht mir momentan sehr, sehr zu schaffen. Es ist schweinekalt mit 14 Grad (im Stand, dh am Motorrad mit Wind fühlt sich das wie 10-12 Grad an - und das dann 6-8 Stunden). Ich habe einen Franzosen auf einer Honda Transalp auf halben Weg getroffen, der gemeint hat, daß das sein erster kalter und regnerischer Tag ist seit Wochen. Na freut mich, dann bin ich wiedermal der Regengott - trotzdem zipfts mich an. Es ist schon so anstrengend genug, da brauchst so ein Wetter nicht auch noch.

Die Route führte mich entlang des süd-östlichen Teil des Baikals. Der Baikal ist weltweit, der tiefste See (1.642m) und mit 25 Millionen Jahre der älteste Süsswassersee der Erde. Mit einer Uferlänge von 2100km, ist er schon sehr beeindruckend. Ich muß nur gestehen, aufgrund des Wetters hat mich dieser Teil des Baikals nicht so sehr begeistern können. Das Nordufer bzw. das Nordwest-Ufer dürften die wirklichen Prachstücke des Baikals sein, nur ob ich mich noch so motivieren kann, zumindest nach Olkhon Island zu fahren ist sicherlich wetter- und auch verfassungsabhängig.

Der Verkehr hat auch deutlich zugenommen und auch die Aggresivität der Russen beim Fahren. Jeder Russe, egal welches Auto, glaubt er sitzt in einem F1-Wagen und ist unsterblich. Die Kreuze links und rechts der Strassen, sprechen aber eindeutig das Gegenteil. Was links und rechts passiert, ist egal ... da wirst du mit 10cm!! (ich übertreibe nicht) Abstand, bei 80-90km/h überholt. Ein Windstoss, eine kleine Lenkkorrektur und du landest im Acker. Soviel "Verständnis" hab ich noch nie erlebt wie die kleinen Schumachers hier ...

Heute bin ich mal in einem Business-Hotel hier in Irkutsk abgestiegen (ob ich das Wohl als Dienstreise bei meiner nächsten Reisekostenabrechnung dazuhängen darf). Wirklich Top und vor allem eine warme Dusche ...

Morgen ist Ruhetag. Werde mir ein wenig Irkutsk ansehen. Außerdem muß ich zu einem hier ansässigen Bikerclub (Bike.Konur) fahren, weil ich ein Reserveteil für meine BlackDorli brauche. Tja, und dann werd ich wieder mal meine russisch Kenntnisse auspacken und die TranSib Frage nochmals angehen. Mal sehen, vielleicht klappt die Fahrt ja von hier ...
Jetzt freu ich mich einmal auf eine heisse Dusche und auf mein Bett! Gute Nacht in die Heimat (nur mehr 7 Std. Zeitunter-schied!)

Der erste Blick zum Baikal Der Baikal, entlang der Trans-Sibirischen Eisenbahn Mein franz. Freund auf dem Weg Richtung Vladivostok Mein Quartier hier in Irkutsk, Hotel Delta
29.
Juli 2010 / Ulaan-Ude (Russland)

Nach 6000km (hin- und retour) bin ich wieder in Ulan-Ude angekommen. Wenn mich jetzt wer fragt, ob sich diese 6000km bis nach Vladivostok gelohnt haben, dann gibt es ein klares NEIN. Es war nur mein Ziel und deshalb wichtig für mich es zu erreichen. Landschaftlich gibts schöneres. Dennoch, ich habe auch wieder die letzten Tage einiges erlebt.

Vorab, das Wetter hat sich seit Vladivostok nicht wesentlich verändert. Von den 5 Tagen hatte ich zwei komplette Regentage, was das fahren nicht einfacher und vergnüglicher gemacht hat. Meinen Blasen an der Gashand hat die Feuchtigkeit in den Handschuhen nicht gerade gutgetan. Irgendwie haben sie sich wieder zu Wort gemeldet. Die Temperaturen lagen so um die 10 Grad. Meist gab es bis gegen 11 Uhr dichten Nebel, was es teilweise sehr gefährlich machte. Baustellenmarkierungen gibt es zwar, die aber nicht 100%ig zuverläßig. So kann es schon einmal vorkommen, daß man von Asphalt urplötzlich auf Schotter kommt. Wenn das Visir beschlägt ist das natürlich eine supercoole Überraschung, wenn vor dir plötzlich eine schlaglochübersähte Piste mit einer riesen Stufe von Asphalt zu Schotter auftaucht. Der Adrinerlinspiegel steigt bei solchen Aktionen rapide und man ist sofort hellwach.

Aber es gibt auch positives zu berichten: So war ich bei Alexei zu Gast. Eine Spontanaktion bei meiner täglichen Quartiersuche. Zuerst genoss ich meine erste echte russische Banja (quasi Sauna). Dann eine echte russische Borsch-Suppe bei seiner Mutter und abschliessend eine herrliche Nacht auf dem Sofa. Wir hatten riesen Spaß, wenngleich wir nicht die selbe Sprache sprachen - achja, übrigens ein Russe, der KEINEN!! Alkohol trinkt - ja sowas gibts hier auch! War eine tolle Bekanntschaft und ich hab einiges vom einfachen Leben dieser Menschen in Sibieren miterleben dürfen. Keine Heizung, kein fliesend Wasser, kein regelmäßige Lebensmittelversorgung, usw. usw. ... die Leute haben hier kein leichtes Leben und dennoch, laden sie Wildfremde Leute ein und verköstigen sie wie ein König.

Um den Kreis meines ersten Satzes wieder zu schliessen: Das Ziel Vladivostok wurde erreicht - der Weg mit den 6000km ist es aber nicht wirklich Wert, wenngleich es schon auch schöne Landschaftsstücke gibt. Man kann, wenn man möchte, der Bevölkerung sehr nahe kommen und auch deren Leben ein wenig kennenlernen in dieser teilweise unwirklichen Landschaft.
Dieser östlichste Teil Sibiriens ist infrastrukturell noch sehr unterentwickelt und es regiert hier eher noch die Natürlichkeit. Wie lange das so bleiben wird, hängt sehr von den Menschen selber hier ab. Was sie aus ihrer Natur machen ...

Morgen fängt das letzte Kapitel meiner Reise an. Es geht zum Baikalsee, Richtung Irkutsk, wo ich 1-2 Ruhetage einlegen werde und auch muss. Mein Körper verlangt danach ... Also, liebe Grüße nach Hause & bis bald mal wieder!

Nebel wie im Herbst 8-10 Stunden Fahrt durch solch einen Regen Alexei beim Kochen in seinem Haus Typisch sibirische Landschaft
23.
Juli 2010 / Vladivostok (Russland)

Vladivostok ist das San Francisco des Ostens, allerdings nicht unbedingt, was das Wetter anbelangt. Es hat heute den ganzen Tag geregnet - nein geschüttet was das Zeug hält. Hab mir den Tag trotzdem nicht verderben lassen und habe eine Stadtbesichtungen gemacht.

Die Sehenswürdigkeiten halten sich ja in Grenzen und es ist alles sehr zentral (bis auf die Forts Rund um die Stadt). Ausgangspunkt für meine Tour heute war die Trans-Sibirien Railway Station, wo die Züge 2x am Tag, Richtung Moskau starten. Die Strecke ist die Längste der Welt und wird ausschließlich elektrisch betrieben. Die Trans-Sibirische Bahn legt die 9288km in 7 Tagen zurück und passiert dabei den gesamten asiatischen Kontinent. Die Russen haben da eine echte Meisterleistung vollbracht ... Weiter gings Rund um die Golden Horn Bay, dem quasi Hafen, vorbei am Kriegsdenkmal und an etlichen Kriegsschiffen die zur Zeit hier ankern. Durch den Regen war quasi fast nichts los hier und man konnte fast ungestört fotografieren.

Nachdem ich ja ein amerikanischen U-Boot in San Francisco besichtigt hatte, tat ich das hier auch um einen Vergleich zu haben. Ganz ehrlich, die Amis hattens besser und luxuriöser - sofern man das sagen kann.
Als ich dann das U-Boot verlassen wollte, war der Regen nicht weniger, sondern mehr geworden. Ein Wolkenbruch ergoss sich vom Himmel, und was dieser Wolkenbruch dann in der Stadt auslöste, war gewaltig. Diese Sinnflut setzte quasi die gesame Stadt unter Wasser und von überall stürzten regelrechte Sturzbäche Richtung Meer. Auto´s fuhren durch Hüfttiefe Lacken. Auf den Gehwegen war es unmöglich zu gehen, ohne knöcheltief im Wasser zu stehen. Es war ein Szenario wie bei einem Weltuntergang.

Das letzte Bild rechts-unten ist weder gestellt noch ein Fake. Es war defakto unmöglich vom Hafen wieder nach oben zu kommen, ohne sich nasse Füsse zu holen. Auch meine Füsse, mußten dran glauben. Die Leute hier zogen sich teilweise die Schuhe aus. Wenn das Wetter nicht so traurig wäre, wäre es fast lustig gewesen. Die restliche Zeit verbrachte ich dann Indoors. Hab mir eine neue Frisur machen lassen und hab ein paar Dinge für die nächsten Tage eingekauft. Achja, ich hab meine Ladesituation für meine Geräte auch gelöst. Ich habe einen Stecker gefunden, in dem ich die Autoladekabel stecken und somit wieder alles geladen werden kann.

Ab morgen gehts wieder aufs Motorrad und los nach Westen, Richtung Heimat. Das mit der Trans-Sib hat leider nicht geklappt - ich würde zuviel Zeit verlieren. Eventuell versuche ich es dann nochmals von Irkutsk, da soll es angeblich leichter sein. Man wird sehen, ich hab bis jetzt alles geschafft, da werde ich die paar tausend Kilometer auch noch schaffen. Alsdenn, wird wieder ein paar Tage Ruhe hier im Tagebuch. Sibirien und damit die Unendlichkeit wartet wieder auf mich. Ab Ulan-Ude ist dann auch wieder für mich alles neu und auf den Baikal bin ich schon sehr gespannt. Liebe Grüße nach Hause & danke für die VIELEN!! Glückwünsche - pfiat eich!

Vladivostok, das russische San Francisco Kriegerdenkmal für die ruhmreichen Krieger des fernen Ostens Ein japanisches und ein russisches Torpedoboot Torpedokammer in der S-56 Sturzbäche innerhalb der Stadt
22.
Juli 2010 / Vladivostok (Russland)

Heute war ein ganz entspannter Tag. Lang geschlafen, super cooles Frühstück genossen und dann rauf aufs Bike (jaja, ich kann nichtmal an meinem Ruhetag ohne meine BlackDorli sein - ich weiß) und ab zu VladMoto, einem Bikerclub der Iron-Tigers, wo ich meine Arbeiten an BlackDorli durchführen konnte. Björn, ein Freund der die selbe Strecke wie ich gefahren ist, nur einen Monat früher, habe ich auch heute endlich getroffen. Wir waren seit anbeginn unserer Projekte in Verbindung und hier hat das Treffen endlich geklappt.

BlackDorli hat heute eine Grobreinigung mit dem Dampfstrahler für das Gröbste erhalten, frisches Öl, einen neuen Ölfilter und eine neue Zündkerze bekommen. Sollte soweit bis Österreich jetzt wieder laufen. Das alte Öl war aber noch nicht so dunkel, dh das wär noch ein paar Tausend-KM gelaufen ... Trotzdem, sicher ist sicher. Hier hatte ich alle Möglichkeiten, und das Fachsimpeln unserer Erlebnisse mit Björn war auch superabwechslungsreich. Wir haben annähernd das selbe erlebt. Die Geschichten des erlebten, waren sehr, sehr ähnlich - hat heute riesen Spaß gemacht.

Morgen werde ich die Stadt ein wenig besichtigen und wirklich einen Tag mal NICHT motorradfahren - die Heimfahrt wird lang genug werden, da gibts noch einige Kilometer die vor mir liegen ...

VladMoto, und Clubhouse der Iron-Tigers von Vladivostok Björn (El-Dracho) und meine Person bei VladMoto
21.
Juli 2010 / Vladivostok (Russland)

GESCHAFFT!!! Nach 53 Tagen Fahrt, fast genau 15000km zurückgelegten Kilometern, dem durchqueren von 5 verschiedenen Ländern und das passieren von 9 verschiedenen Zeitzonen bin ich heute in Vladivostok angekommen. Es waren harte, aber auch schöne 53 Tage - ich habe in den letzten Wochen viel erlebt und gesehen, viele Hochs und Tiefs durchwanderd und teilweise enorme psychische, alsauch physische Strapazen auf mich genommen. All dem zum Trotz, habe ich es dennoch geschafft mich Tag für Tag aufzuraffen und mich aufs neue zu motivieren, dieses sehr ehrgeiziges Ziel zu erreichen. Dieses Ziel widtme ich unter anderem meiner Familie, die mich in all den letzten Wochen seelisch und geistig unterstützt haben und die es immer und immer wieder geschafft hat, mich aus den tiefen Löchern zu ziehen um mich neu zu ordnen.

Die letzten 7 Tage bestanden eigentlich nur aus fahren, tanken, fahren, tanken ... Hier ist es teilweise so, daß man auf 200-300km weder Ortschaft, noch Tankstelle, noch sonstetwas hat. Die Gegend hier besteht außer Landschaft nur aus Landschaft. Von Ulan-Ude aus gings zuerst Richtung Chita und dann auf einem der gefürchtesten "Highways" der Welt am Amur-Highway. Der Amur-Highway ist ein 2165km langes Teilstück des Trans-Sibirischen Highways und verbindet Chita mit Karbarovsk. Navigationstechnisch gibts hier kaum Probleme, denn es gibt ja nur diese Straße - man kann sich also überhaupt nicht verfahren. Die ersten 1000-1200km sind sehr schön und sind unserem Waldviertel sehr ähnlich. Die restlichen Kilometer sind fade und uninteressante Ebene, ohne wesentliche Highlights.

Wenn man nach dem Amur-Highway googled, wird man Fotos sehen, von schlammverschmierten Autos/LKWs. Geschichten, daß Autos/LKWs tagelang feststeckten, usw. usw. ... Dies ist aber bis auf wenige KM Vergangenheit. Der Amur-Highway ist eine der schönsten Asphaltstraße die ich je erlebt habe. Lediglich die Baustellen, können bei Regen Schwierigkeiten bereiten. Aber ich denke auch das wird in den nächsten 1-2 Jahren der Vergangenheit angehören. Es sind meist Teilstücken von 20-30 km - in Summe würde ich zw. 300-400km Baustelle (Stand: 2010) angeben und das von 2165km Gesamtlänge. Also vernachläßigbar, wenngleich sie nicht zu unterschätzen sind.
Was absolut nicht vorhanden ist (aber das wahrscheinlich aufgrund der Unzugänglichkeit des Geländes), ist die Infrastruktur - alla Motels, Raststädten, Tankstellen (man sollte bei JEDER Tankstelle tanken!! - eine Empfehlung von mir), usw. Nichteimal das zelten ist so einfach. Denn durch den Trassenbau, ist es kaum möglich irgendwie von dieser Trasse runter zu kommen. Das war sicher bei der alten Straße besser, nur der Asphalt hier ist goldeswert.

So, die nächsten 3 Tage wird ausgeruht. Blackdorli braucht unbedingt einen Ölwechsel. Weiters muß ich mir den Heimweg überlegen, ob mit TransSibBahn oder eben per Motorrad. Wenn Motorrad, muß ich mir auch etwas für den Hinterreifen überlegen, denn der hält nie und nimma bis daheim. Naja, alles Dinge die einer Entscheidung bedürfen. Mal sehen ... Morgen wird mal Vladivostok "unsicher" gemacht und ausgeruht. Liebe Grüße aus Vladivostok ...

Vladivostok ist erreicht Am Beginn des Amur-Highways, 2165km bis Karbarovsk Traumstraße M58 - Amur Bei Regen, wird die Traum- zur Alptraumstraße - Lehm ohne Ende Ergebnis nach der Lehmschlacht
14.
Juli 2010 / Ulaan Ude (Russland)

So, mein letzter wirklicher Umkehrpunkt ist erreicht, Ulaan Ude in Mitten Sibiriens. Gestern bin ich von Ulaan Baatar aus zirka 30km bis vor die mongolisch-russische Grenze gefahren. Dort das getan, was ich die letzten 10 Tage immer getan habe. Zu einer Jurten-Familie gefahren und gefragt, ob ich daneben mein Zelt aufstellen kann. Das Ergebnis ist immer das selbe gewesen - kein Problem. Es gibt dann als Willkommensgruß gesalzenen Milchtee, getrockneten Ziegenkäse und eine Art Brot. Immer das selbe Ritual. Trotz des Diebstahls ist die Bevölkerung absolut gastfreundlich. Ich verlasse die Mongolei mit einem lachenden und einen weinendem Gesicht. Lachend deshalb, weil ich soviele neue, unvergessliche Eindrücke von Land und Mensch gewonnen habe. Weinend deshalb, weil es mir nicht vergönnt war, diese Eindrücke in Bildform mit nach Hause zu bringen.

Um 9 Uhr, pünktlich zu Dienstbeginn bin ich heute dann schon an der Grenze gestanden. Diese Länder sind für mich die Länder der 1000 Stempeln. Dort ein Stempel, da ein Stempel und wenn der nicht drauf ist, nochmals zurück usw. usw. usw. ... Das Spielchen ist wirklich wahnsinning. Passkontrolle, Zolldeklaration, Zollkontrolle, Abschlusskontrolle (ob eh alle Stempel dort sind, wo sie hingehören) - irre, aber letztendlich war ich nach 2 Stunden wieder in Russland. Sollte jemand einmal Fragen bezügl. Formular (ob russisch, mongolisch oder kasachisch) haben, einfach melden - ich helfe gerne weiter!

Die Fahrt von der Grenze bis nach Ulaan Ude war sehr schön. Wälder, Seen und Hügelland - leider goss es wiedereinmal wie in Strömen und das ist gerade beim Motorradfahren, wo man Wind und Wetter ausgesetzt ist, sehr unangenehm. Die Russen in diesem Teil des Landes, kennen nochdazu keine Verkehrsregeln (oder kennen schon, es hält sich nur so gut wie niemand dran). Kein Vorrang, kein Stop, keine Sperrlinien, keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, keine roten Ampeln, Einfahrt in den Kreisverkehr ist immer eine Harakiri-Aktion. Man merkt das vor allem in den Städten. Naja, morgen gehts Richtung Chita - wird eine lange Etappe von über 500km. Wann ich wieder zum Updaten komme, weiß ich nicht. Ich fahre jetzt in einen ziemlich unbekannten Teil Sibiriens. Also es kann wieder ein paar Tage dauern, bis ihr wieder was von mir hört.

Alsdenn, Doswidanje und liebe Grüße in die Heimat, die bereits 12000km und 7 Stunden hinter mir liegt ...

Mein letzter Lagerplatz in der Mongolei Meine Jurten-Familie, eine von Vielen Russland empfängt mich mit Regen Am Beginn Sibiriens - Wunderschöne Landschaft
12.
Juli 2010 / Ulaan Baatar (Mongolei)

Good news ... Ich hab mir heute eine neue/gebrauchte Kamera besorgt und wie man sieht wieder die ersten Fotos damit geschossen. Sie ist zwar nicht so ein Luxusgeschöpf wie meine Alte, und meine Mongolei-Bilder kann sie auch nicht ersetzen, aber ich kann meine weitere Reise in den Osten weiter bildlich dokumentieren.
Das Ladekabel habe ich noch nicht bekommen, da muß ich morgen noch eine Adresse anfahren um zu sehen, ob die noch so ein Kabel haben. Wenn nicht, das Handy ist voll geladen und sollte bis Vladivostok durchhalten, dh die Kommunikation nach Hause ist zumindest gegeben.

Heute war Horse-Race angesagt. Diese Rennen finden etwa 20 km außerhalb von Ulaan-Baatar statt und ist in verschiedenste Klassen eingeteilt. Klassen bedeutet das Alter der Pferde bzw. auch der Reiter. Der Rundkurs wird dann ohne Sattel geritten. Irre, wie sicher die Mongolen auf diesen Pferden sitzen.

So, morgen gehts weiter. Werd kurz vor die mongolisch-russische Grenze fahren, dort campieren um am nächsten Tage sehr zeitig an die Grenze. Bei der Einreise habe ich fast 5 Stunden gebraucht - naja, mal sehen. Ich melde mich auf jeden Fall wieder sobald es möglich ist ...

Subaathar Square - Hauptplatz von Ulaan-Baatar Sitzender Buddha-Statue am Hauptplatz
11.
Juli 2010 / Ulaan Baatar (Mongolei)

Heute war Ruhetag und Naadam-Festtag. Der erste von drei Tagen. Ich habe noch Karten bekommen und war fast den gesamten Tag im Stadium hier in Ulaan Baatar. Es war wirklich ein aufregender Tag. Bogenschützen die auf 80m einen Volltreffer landen und das synchron, dh immer 5 Schützen gleichzeitig. Dann Pferderennen, Wrestling (ja, so wie man die Typen im Fernsehen immer sieht - gekämpft wird mit Leinengewändern um die Länden gewickelt). Es war wirklich lustig und aufregend - vorallem dies alles einmal zu sehen. Ein volles Stadium, das nur diesem Event dem ganzen Tag zujubelt. In manchen Situationen hat sich´s so angefühlt wie bei den Römern die Gladiatoren (wobei, ich dazusagen muß - ich war nie wirklich live bei Gladiatorkämpfen in der Römerzeit - dazu bin ich ein wenig zu Jung :-)).

Ich werde morgen auch noch hier bleiben und mir die Pferderennen ansehen, hab hier auch noch Karten. Danach werde ich am Schwarzmarkt bezügl. der Kamera und einem Handy-Ladekabel schauen. Ich habe übrigens entschieden die letzten 4000 km nach Wladiwostok in Angriff zu nehmen. Ich werde also Wladiwostok versuchen zu erreichen. Ich kann hier bereits die Pazifikluft förmlich riechen, und so knapp vorm primären Ziel umzudrehen, wäre schade. Ich werde am Dienstag (13.7.) starten und werde etwa 8-10 Tage bis nach Vlad brauchen (ev. gehts auch schneller, mal sehen). Abhängig von dieser Zeit, werde ich in Vlad dann entscheiden, wie ich Heim komme - ob per Motorrad auf der Straße oder via Trans-Sibirischer Eisenbahn. Meine Black Dorli muß auf jedenfall mit, die lass ich nirgends :-)
Alsdenn, man liest sich wieder - den Spot-Track des gestrigen Tages habe ich nachgetragen ... und neue Batterien sind ebenfalls schon drinnen! Liebe Grüße aus dem 11000km entfernten Ulaan-Baatar nach Wien!

10.
Juli 2010 / Ulaan Baatar (Mongolei)

So, es ist vollbracht! Die Hauptstadt der Mongolei ist nach der letzten langen Tagesetappe von 520km geschafft. Sorry, das Tracking hat nicht mehr funktioniert, weil ich vergessen habe neue Batterien einzusetzen. Wie waren die letzten Tage? Naja, frustrierend, nach der Foto-Geschichte. Mir sitzt das immer noch tief in den Knochen. Ich bin heute auch noch draufgekommen, daß sogar das spezielle Ladekabel das ich angefertigt habe weg ist. Somit kann ich kein Gerät mehr laden - kein Handy, kein Sat-Telefon, keinen PC, garnichts. Zur Zeit fällt mir dazu nicht wirklich etwas ein.

Hier ist bis Dienstag feiern angesagt - Naadam - ein hoher mongolischer Feiertag, wo´s Pferdeturniere, Kamelpolo, Wrestling, usw. Rund um die Stadt verteilt gibt. Die halbe Stadt ist auf den Beinen ... und ich keinen Fotoapparat.

Die letzten Tage waren von den Pisten gut bis sehr gut. Es waren teilweise Geschwindigkeiten von bis zu 80km/h möglich. Man verfällt richtig in einen Rausch, wenn man mit so einem Tempo über die Pisten schwebt und hinter sich die Staubfahne mitzieht. Trotzdem, man muß nur doppelt so konzentriert fahren, weil alles viel schneller auf einen zukommt. Trotzdem, es hat uns (Black Dorli) und mir richtig Spaß gemacht, nach den letzten anstrengendenen Tagen. Zur Zeit bin ich hier in einem Guesthouse direkt in Ulaan Baatar und werde morgen meinen Ruhetag geniesen. Ev. bleibe ich länger um mir einen neuen Fotoapparat zu besorgen und vielleicht fällt mir irgendetwas mit dem Ladekabel ein. Die Mongoleifotos befinden sich allerdings nur mehr in meinem Kopf und kann ich nicht mehr ablichten ... was mich sehr, sehr schmerzt.

Na wie auch immer - es muß ja weitergehen. Werde morgen auch entscheiden, ob ich nach Wladiwostok weiterfahre oder am Baikal umdrehe. Leider ist mein Frustpegel riesig - und wenn ich ehrlich bin, habe ich auch seit Tagen Heimweh. Bis dann, dann ...

Einfahrt Ulaan-Baatar - Städtemaut
07.
Juli 2010 / Altaj (Mongolei)

So, nach gut einer Woche "schweigen", wiedereinmal ein kurzes Update, weil ich hier in einem Ger-Camp (quasi ein Jurte Camp für Touristen - die´s defaktor da garnicht gibt - bin nämlich der einzige hier) sitze und Strom habe. Was ist die letzten Tage so passiert?
Ich fange einmal mit dem für mich schlimmsten an: Gestern wurde mir mein Fotoapparat mit all meinen Fotos in Zereg (ein 100 Personen Kaff zwischen Hovd und Altaj) gestohlen. Für mich ist das momentan der absolute Tiefpunkt dieser Reise. Ich bin fürchterlich enttäuscht und auch emotionell sehr, sehr tief unten. Mein letztes Backup meiner Fotos war am 30.Juni, dh ich habe alle Fotos aus dem russischen Altai und hier aus der Mongolei verloren, was für mich doppelt schmerzt, denn es waren harte 7 Tage. Die Mongolei kann man leider nicht nur beschreiben, man muß sie erleben und wie geht das, ohne ein einziges Bild. Es tut mir extrem weh und im Kopf habe ich diese Reise bereits beendet.

Wie kam´s dazu?
Nach einer sehr, sehr anstrengenden Tagesetappe, habe ich in dem kleinen Bergdorf Zereg ein quasi Quartier gefunden. Es war eine einfache Behausung bei einer Ziegenfamilie. Normalerweise wird alles elektronische vom Motorrad genommen, dh GPS Geräte, Tracker und eben auch der Fotoapparat, den ich aber in der Deckeltasche vergessen habe. Diese wurde aber auch immer mit einem Vorhänge-Zahlenschloss versperrt. Das Motorrad wurde in dem Gehöft geparkt. Der Besitzer meinte, es ist ein sicherer Platz - er hat ein Auge drauf. In der Früh, dann das große Erwachen: Koffertasche soweit geöffnet, daß der Fotoapparat gerade durchgepasst hatte (Schloss unberührt). Rechter Seitenkoffer geöffnet (hier sind nur Lebensmittel), hier fehlte nichts. Es wurde lediglich der Fotoapparat und ein Sicherungsseil gestohlen. Alles andere war unberührt. Für mich ist zu diesem Zeitpunkt die Welt zusammengebrochen - ich kann es immer noch nicht glauben. Ich bin durch soviele Orte gefahren, habe in so unterschiedlichen Behausungen, Hotels, irgendwo auf Feldern übernachtet - nichts, und dann hier in einem 100 Einwohner Dorf - unfassbar! Vorallem, es fängt niemand etwas mit dem Ding an. Wenn die Batterie leer ist, geht nichts mehr.
Sorry, ich kann´s immer noch nicht nachvollziehen - für mich ist das ein halber Weltuntergang.

Was gibt´s sonst noch zu berichten?
Die Mongolei ist nur etwas für absolute Hardcore-Motorradfahrer (so einer der ich normalerweise NICHT bin). Die Pisten sind teilweise sehr, sehr schwer zu bewältigen. Tagesleistung etwa 150km stehen hier an der Tagesordnung. Die Abschnitte sind sehr selektiv. Von Sand, über Vulkanstein bis hin zu Knietiefen Flussdurchfahrten die bewältigt werden müssen. Dies Alleine zu meistern ist eine riesen Belastung, denn du fährst stundenlang!! mit 20-30km/h auf Wellblech, in Sand, auf Schotter über Stein- und Wasserfurten ohne, daß dir nur ein Auto oder LKW entgegenkommt. Du siehst nur in der weiten Ferne die weißen Staubwolken eines Fahrzeuges. Es dauert nur Stunden, bis es bei dir ist bzw. du bei dem Fahrzeug. Ich muß etwa alle 20-30km stehen bleiben, weil die Konzentration und die körperliche Belastung so enorm hoch ist. Es ist unvorstellbar und mit nichts in Europa zu vergleichen.

Seit gestern, bin ich hier in Altaj, ein kleiner Ort am Beginn der West-Gobi. Ich konnte heute nach fast 7 Tagen wieder duschen und mich rasieren - man kann sich nicht vorstellen, wie so kleine Dinge einen erfreuen können und die Stimmung nach so harten Tagen gleich hebt. Die Fotogeschichte steckt mir aber immer noch tief in den Knochen und ich entschuldige mich, daß es keine Bilder gibt. Morgen gehts in die Wüste Gobi, um die restlichen gut 1000km Richtung Ulaan-Bataar noch halbwegs zu meistern. Dort entscheide ich dann wie´s weitergeht, und ob ich bis Vladivostok fahren kann oder nicht. Eventuell kauf ich mir einen kleinen Fotoapparat damit ich wenigstens noch die restliche Reise bildtechnisch dokumentieren kann. Mal sehen, momentan ist der Frustpegel weiterzufahren einfach zu hoch. Ich bin wirklich sehr, sehr down und habe bereits die Sinnhaftigkeit der Reise hinterfragt. Aber einfach ins Flugzeug zu steigen, spielts leider nicht. Ich muß die mittlerweile 10000km wieder heimfahren, weil da alle auf mich warten. Alsdenn, bis Ulaan-Bataar, wo ich dann wieder Live berichten kann! Liebe Grüße aus der Mitte der Mongolei!

30.
Juni 2010 / Barnaul (Russland)

Seit gestern bin ich wieder in Russland. Nach fast 470km von Semej, dem Grenzübertritt (den ich mittlerweile immer sehr gelassen entgegensehe) von Kasachstan nach Russland bin ich hier im Barnaul angekommen. Es hat 15°C und es hat fast die gesamte Fahrt geregnet. So wie zur Zeit leider auch. Ansich hatte ich heute vorgehabt, meine Reifen zu wechseln und weiterzufahren. Aufgrund des Regens werde ich das aber auf morgen verschieben. Momentan bin ich ans Hotelzimmer gefesselt. Wir haben bereits 5 Stunden Zeitunterschied zu Wien, was auch die Kommunkation nicht einfacher macht. Naja, ich hoffe, daß Wetter bessert sich, denn in der Mongolei auf verschlammten Pisten unterwegs zu sein, wird nicht gehen. Laut Wetterbericht, bleibt es hier in Barnaul die nächsten Tage auch so, nur im Altai und in der Mongolei soll es besser werden. Mal sehen. Es frustriert ein wenig ... hoffe bis bald wieder!

kurz vor der kasachischen-russischen Grenze - es regnet in Strömen
28.
Juni 2010 / Semej (Kasachstan)

Wieder sind zwei harte Tage vorüber. Zur Zeit bin ich hier in Semej (oder vielleicht noch als Semipalinsk bekannt). Viele denken beim Namen Semipalinsk an die Atombombenversuche auf dem Testgelände in der kasachischen Steppe. Fakt ist, daß seit 1991 keine Versuche mehr stattfinden und auch die Strahlenbelastung hier unter den internationalen Normen liegt.

Die Fahrt von Almaty hierher war mit allen Gewürzen gewürzt, die Kasachstan noch für mich hatte, bevor ich es verlasse. Auf der Suche nach einem geeigneten Schlafplatz am Balchasch-See fuhr ich mich fest, dh ich konnte beruhigt vom Motorrad steigen, ohne Angst haben zu müssen, daß es trotz des Gewichtes umfällt. Ich war in den weichen Sand kommen und das Hinterrad hat sich festgefressen, dh alles runter von der Maschine, ausbutteln, Steine drunter und gefühlvoll (sofern man das nach 450 Tages-Kilometer noch hat) Gasgeben. Operation gelungen, nur ich war wieder Tod, was mich entschloss, gleich Vorort zu bleiben, mich neben der Piste aufs Ohr zu hauen. Eh egal, hier kommt eh zu Weihnachten erst der Weihnachtsmann vorbei und da bin ich längst schon wieder munter ...

Der Tag darauf war nicht um vieles besser. Begonnen hat alles mit einer grauslichen Steinpiste, gemischt mit Schilfdurchfahren, durchqueren von ausgetrockneten Salzseen, wo die Spurrillen so tief waren, daß ich oben am Damm fahren mußte, sonst hätte ich mit den Koffern aufgesessen und einer damit verbundenen unglaublichen Durchschnittsgeschwindigkeit von 18km/h (2:40 Stunden knapp 49km geschafft). Außentemperatur ungefähr 35°C. Ich glaube alles weitere erspare ich mir, das kann sich jeder denken.
Danach gings wengistens so halbwegs mit den Straßen und ich kam ganz gut voran. Mein Nachtquartier war dann zirka 350km vor Semej. In der Nacht dann ein Gewitter und Sturm sondergleichen. Mein erster Regen seit Budapest, dh seit fast genau 1 Monat.

Heute die nächste Überraschung. Nachdem ich bei Schönwetter augestanden bin, das Zelt auch wieder halbwegs trocken gebracht habe, keine 20km der erste heftige Schauer. Der Regen lies mich dann bis hierher nach Semej nicht mehr aus. Es regnete teilweise ziemlich heftig, was die Straßen sehr schlammig machte. Das Schlimmste sind nur Schlaglöcher, die bei Nässe "verschwinden" und mit den normalen Lacken eins werden. Es ist extrem schwierig herauszufinden, ob das nun "nur" eine Lacke ist oder Schlagloch und dann wie tief noch. Die LKWs und die übrigen Autofahrer nehmen sowieso nie Rücksicht auf dich, was nur bei Regen durch die Gischt und den Dreck noch unangenehmer ist.

Ab Morgen ist die Kasachstan-Runde vorüber. In rund 100km bin ich wieder an der russische Grenze und werde um das Altai Gebirge Richtung Mongolei düsen. Die Route wird mich nach Barnaul und dann wieder süd-östlich Richtung Mongolei führen. Es ist leider notwendig so weit nördlich zu fahren, weil es durchs Altai-Gebirge keine Verbindungen gibt. Durch China, was etwa statt 1000km nur 300km bedeutet hätte, war es nicht möglich. Nach rund 7800km denke ich jetzt immer mehr an die Heimat. Ihr fehlt mir Alle!!

geht auch ohne Haupt- oder Seitenständer Outdoor-Schlafplatz direkt an der Piste atemberaubender Temporausch Semej oder besser bekannt als Semipalinsk Denkmal gegen Atomversuche in Semej
25.
Juni 2010 / Almaty (Kasachstan)

Heute war ein herrlicher Tag, den ich um 10 Uhr gleich nutzte, um das was ich vor hatte gleich umzusetzen. Ich wollte auf den Köktöbe, quasi Hausberg der Almataner. Dies bedeutete aber zirka 1 Stunde Fußmarsch, weil die Seilbahnstation am anderen Ende der Stadt liegt. Die eine Stunde war aber schon ok, den vor 11 Uhr geht sowieso keine Bahn (danke Führer, in dem das nicht in einem Satz erwähnt wurde).
Egal, ich fuhr mit der ersten Gondel auf den etwa 1100m hohen Köktöbe. Es ist eine traumhafte Aussicht von dort oben. Ganz Almaty liegt einem zu Füssen, und im Rücken hat man den fast 5000m hohen Talgar bzw. den mit 3681m hohen Großen Almatiner Peak. Ein irres Panaroma hier, und Gottseidank hat das Wetter so mitgespielt.

Ich verbrachte gute 3 Stunde hier oben. Es ist ein kleiner Park, ein Streichelzoo und für Kinder ein Kinderspielplatz dort oben vorhanden. Es ist DER Platz der Almatiner, die sehr stolz auf ihren Köktöbe und deren Bahn sind. Ergänzend muß man erwähnen, steht noch der höchstgelegende (über dem Meeresspiegel) Fernsehturm hier oben. Ich bin immer noch sprachlos von diesem herrlichen Ausblick. Eindeutig ein MUST-HAVE hier in Almaty!

Nochetwas möchte ich mal loswerden:
HERZLICHEN DANK AN ALLE GÄSTEBUCHSCHREIBER!!
Es tut gut, solche Einträge ab und zu zulesen, und zu erfahren, daß in der Heimat mit mir "mitgefiebert" wird ... Sei´s von meinen Firmenkollegen, sei´s von Freunden, sei´s von der Familie oder auch von unbekannten Freunden, die ich nur via Internet kenne, oder teilweise noch garnicht kenne. Ein schönes Gefühl! Dankeschön!

Ich werde jetzt wieder eine Zeitlang nicht zum Updaten kommen. Eventuell in Barnaul/Russland, oder wieder erst in Ulaan-Bataar selbst. Aber durch das Live-Tracking, kann jeder mich sowieso "verfolgen" ... Liebe Grüße an die Heimat! Vermisse alles und jeden ...

Der Köktöbe, DAS Wahrzeichen Kasachstans Die Gondel auf den Köktöbe Der 4973m hohe Talgar
24.
Juni 2010 / Almaty (Kasachstan)

So, jetzt kann ich die Seite auch updaten und euch zu Hause wieder ein bisschen was zu lesen geben. War bis jetzt auf Sightseeing. Almaty ist sehr lebendig, aber ich würde es weder mit Volgograd, noch mit Astrakan vergleichen. Beide Städte haben mir eigentlich "besser" gefallen, wobei das eine subjektive Einschätzung ist. Ich schau halt auf den Zustand der Straßen, der Häuser/Bauten, der Sauberkeit allgemein, usw. und da kann Almaty mit den beiden erwähnten nicht mithalten.

Wie auch immer, trotzdem eine sehr interessante Stadt in der man bereits den chinesischen Einfluss spürt und teilweise auch sieht. Leider spielt das Wetter nicht wirklich mit. Seit gestern hängen tiefe Wolken über der Stadt. Das herrliche Bergpanorama rund um Almaty ist nicht zu erkennen und ab und zu regnets auch leicht. Sowas hat aber auch Vorteile, es ist mit 25°C sehr, sehr angenehm (auch in der Nacht zum Schlafen).

Zur weiteren Planung: Ich hab mich entschieden noch einen Tag hier zu verbringen. An die russische Grenze sind es lächerliche 1500km, also etwa 4 Tage. Da ich ja nicht durch China durchfahren darf, muß ich ja in Russland wieder einreisen und um das Altai-Gebirge fahren bis ich die Mongolei erreiche. Diese Schleife sind auch etwa 1200km, dh. auch etwa 4 Reisetage.
Mein Mongolei-Visum beginnt mit 05.07., dh ich habe auf jedenfall genügend Zeit. Die Mongolei selber ist ja "nur" so groß wie Deutschland, dh das sind die Entfernung dann nicht mehr so gewaltig wie hier in Kasachstan. Dafür werden die Pisten wieder eine neue Herausforderung. In Ulaan-Baatar entscheide ich dann ob ich mein Ziel Vladivostok erreichen kann oder nicht, denn das ist die letzte Möglichkeit eine Kehrtwende zu machen - sonst gibt es nur mehr eines: Fahren was das Zeugs hält!

Die Heilige Himmelfahrtskathedrale in Almaty Der Grüne Markt - hier spürt man den orientalischen Einfluss Der Platz der Republik, mit der Stele des sakischen Kriegers auf einem geflügelten Schneeleopard
23.
Juni 2010 / Almaty (Kasachstan)

Ich habe heute Almaty, die alte Hauptstadt Kasachstans erreicht. Damals noch unter dem Namen Alma Ata (die meisten hier benutzen den Namen immer noch).

Was geschah die letzten Tage: Die Straßenverhältnisse haben sich wesentlich gebessert. Ich konnte die letzten 3 Tage fast 1500km zurücklegen, was in diesem Land eine Menge ist, wie die vorherigen Tage mit einem KM-/Tagesschnitt von 150-200km gezeigt haben. Was allerdings immer schwieriger wird, ist die Quartierssuche. Das campieren im freien, eignet sich leider nicht überall. Sei´s wegen der Geländestruktur, sei´s wegen der Sicherheit und ev. ungewollter Besucher. Hotels sind in dieser Gegend so gut wie aussichtslos zu suchen. Wozu auch? Touristen verirren sich ja sowieso nicht hierher und für die paar Wahnsinnigen wie ich einer bin würde sich das nicht rechnen.
Es gibt aber sowas ähnliches wie "Motels". Das sind einfache Mehrbettzimmer, mit einer Gaststätten und ev. einer Tankstellen bzw. Servicestation. Für 4-Sternfreaks ist allerdings so eine Unterkunft nicht anzuraten. WC ist nichtmal am Gang, sondern draussen irgendwo. Dusche deto! Also ist der Komfort auf ein minimum reduziert. Nach 10 Stunden am Motorrad, kommt dir aber sogar das als Luxusappartment vor. Tja, und da die Gastgeber ja auch für dein Fahrzeug verantwortlich sind, wird es auch schon mal direkt im Restaurant neben der Bar plaziert (das erste Foto ist keine gestellte Aufnahme!!)
Morgen ev. auch übermorgen ist Ruhe- & Sightseeingtag.

Security einmal anders Meine Gastgeberinnen (Mutter/Tochter) in ihrer Küche
20.
Juni 2010 / Baikonur (Kasachstan)

Es geht doch noch schlimmer. Die letzten 5 Tage waren der reinste Horror. Man kann sich nicht vorstellen, wie heiss es in einer Wüste wirklich sein kann, aber alles der Reihe nach.

Die Straßen aus Altyrau waren wirklich sehr gut zu befahren (ich möchte betonen, sie sind trotzdem mit unseren nicht zu vergleichen). Ab Markat gings dann aber los. Sand soweit das Auge reicht. Es ist schwer eine so schwer beladene Maschine zu bewegen und man muß mit viel Gefühl fahren. Soetwas als Straße zu beschreiben, bzw. überhaupt einzuzeichnen, ist schon hart. Man muß sich das so vorstellen, als wäre zuerst ein Herde Panzer über das Gelände gedonnert und dann hat man die Löcher mit Wasser gefüllt, damit man nicht sieht wie tief sie sind. Eine irre Fahrt zwischen den kraterähnlichen Löchern. Aja, Tiefe bis zu 2m (das ist kein Scherz, einmal nicht aufgepasst und du bist der Hölle noch näher). Die Hitze, der Staub und die wirklich schlechten Straßen die ein zügiges vorankommen kaum ermöglichen, bringen mich körperlich wirklich an meine Leistungsgrenzen.

Aber es geht auch ab und zu ohne Sand, dafür sinds supertolle Wellblechpisten, bei denen du mit 70 Sachen drüberrauschen mußt, sonst glaubst du das Motorrad zerlegt es. Es ist ein Wahnsinn, was so ein Ding aushalten muß. Neben den Strapazen muß man aber auch die wahnsinnig hilfsbereite, freundliche und absolut zugängliche Bevölkerung erwähnen. Es ist immer eine Freude, sich mit jemanden zu unterhalten, wenngleich wir alle wahrscheinlich nur die Hälfte verstehen, letztendlich wissen alle von was gesprochen wurde. Ich hatte auf der gesamten Tour nicht einmal das Gefühl der Angst bzw. des Unwohlseins. Es ist wirklich ein absolut freundliches Land, aber man merkt die Armut hier. Das wenige, das sie hier haben, macht sie ber glücklich. Sie kennen nichts anders. Es gibt kein fliessend Wasser, es gibt keine Kanalisation, teilweise nichteinmal eine Stromversorgung - soetwas wäre bei uns in Europa überhaupt nicht vorstellbar. Und dennoch, es wird geteilt und geholfen wo es geht. An dieses Rezept sollte sich aber auch jeder Reisende/Tourist in diesem Land halten, Wasser ist gerade in der Wüste ein lebensnotwendiges Gut um Überleben zu können. Wenn jemand am Straßenrand Wasser braucht/haben will, dann sollte man es auch mit ihm teilen. Er dankt es dir 1000x - ein schönes Gefühl.

Das Schönste sind die Kinder, die sich meist irrsinnig freuen jemanden Fremden auf so einem Gefährt zu sehen. Jeder will ein Foto machen, jeder möchte einmal am Gashahn drehen, jeder möchte zumindest einmal hupen, usw. usw. usw. ... Wenn du mal 10-12 Kinder um dir hast, kann der kurze Tankstop schon ein wenig dauern. Übrigens Tankstop, für alle daheimgebliebenen die sich um die steigenden Spritpreise ärgern. Hier kostet ein Liter 95 Oktan (verbleibt - bleifrei gibts garned), ca. 80 Tenge = 0,50 Euro. Gut, man muß teilweise auch mal mit 80 oder gar 76 Oktan auskommen. Was auch immer 76 Oktan ist ... Zum Tankstellennetz muß man sagen, daß man KEINE Tankstelle auslassen solle, will man nicht mitten im nirgendwo stehenbleiben und warten müssen, bis ein Auto vorbeikommt. Nicht das keine vorbeikommen würden, aber das kann dauern und ohne Schatten bei 50-60 Grad Außentemperatur in einem Motorradanzug ist das nicht mehr so cool. Die Entfernungen reichen von 200-400km. Mein 23 Liter Tank, reicht etwa für die 400km, damit kommt man hier gut durch.

Auch das zelteln im Freien ist hier absolut kein Problem, hier ist Platz ohne Ende. Das Hauptproblem ist meist von der Straße runter zu kommen und einen Platz zu finden, der halbwegs eben ist, denn das Gras ist pikelhart und läßt sich nicht nur umbiegen. Alles in Allem eine Sauschinderei hier und ich bin froh, daß die Straßen zur Zeit wieder besser sind. Jetzt sind es noch etwa 1200km bis Almaty, man glaubt nicht, wie weit das im 6. größten Land der Welt ist.

Ortsgrenze von Markat Sand, Sand, Sand - Wüste eben Strasse? Mitten aus dem Nirgendwo, tauchen Kids auf Nach dem Tanken (aus Flaschen), folgt eine Fotosession Nachtlager in der Steppe Kasachstans
15.
Juni 2010 / Altyrau (Kasachstan)

Ich bin in Kasachstan angekommen. Was für ein Ritt heute ... Es war mit Abstand meine bis dato schwierigste Fahrt auf einem Motorrad. Die Hitze und die dazugehörenden Straßen sind unvorstellbar. Ich bewege mich physisch & psychisch in meinem absoluten Grenzbereich. Ich war heute bereits um 10 Uhr am russisch/kasachischen Grenzübergang, da ich auf eine lange Wartezeit gefaßt war. Nach gut 2 Std. war dann aber alles vorüber. Der Grenzübertritt verläuft fast ident zu dem in nach Russland - sogar die Formulare sind fast gleich, nur nicht mehr in Englisch.

Um diese Uhrzeit hatten wir bereit 43°C im Schatten!! sofern man dem Termometer am Checkpoint vertrauen konnte. Danach gings hinaus in die weite Steinwüste. Fast 350 km kein Schatten und der Wind so heiss, daß es manchmal unmöglich war mit offenem Visir zu fahren - es tat richtig weh im Gesicht. Dazu die Salzwolken, die über diese Landschaft zogen ... All das sind Faktoren, die den Körper extrem belasten.

Dann diese Straßen - es bedarf einer ständigen 100%igen Aufmerksamkeit, will man nicht in einem Schlagloch verschwinden oder einer Spurrille, so tief wie ein halbes Rad in die falsche Richtung folgen. Der Belag wechselt ständig zwischen Asphalt, Salzbelag, Schotter ... und dazu die enorme Hitze. Sorry, das ich das so betone, aber soetwas habe ich in meinem Leben noch nie so verspürt wie hier! Es ist nicht wirklich vorstellbar, was hier Mensch und Maschine aushalten muss.

Tankstelle sollte man auch jede nehmen, die man bekommen kann und auch jeden Sprit - heute habe ich nur mehr 80 Oktan Sprit bekommen, 93 Oktan waren aus ... 95er gibts garkeinen mehr. Aber meine Blackdorli steckt auch das supertoll weg. Ein Wahnsinnsmotorrad ... Morgen gehts weiter Richtung Aralsk. Wird eine Übernachtung im Freien werden, denn die Strecke ist fast 700km lang. 350-400 km sind am Tag realistisch, dann ist es vorbei mit der Konzentration und auch mit der Kraft. Ich hoffe, die Hitze läßt bald einmal nach ... es muß nicht regnet, aber ein wenig kühler wäre schon recht nett! Meld mich wieder! Liebe Grüße an daheim!

Behelfsbrücke über einen Wolgaarm Kamelherden am Straßenrand (die sind echt, also nix Zoo oder Zirkus) Salzsturm in der Steinwüste auf dem Weg nach Atyrau
14.
Juni 2010 / Astrakhan (Russland)

So, noch ein letztes Mal Kraft tanken, bevor es morgen nach Kasachstan geht. Heute habe ich mir Astrakhan angesehen. Eine wirklich sehr sehenswerte Stadt. Sauber, modern, schön und jugendlich. Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Städte untereinander unterscheiden. Astrakhan ist wie ein kleines Urlaubsdomizil im Volgadelta. Die Promenade an der Volga füllt sich etwa ab 21 Uhr und dann ist Highlife angesagt. Die Jugend führt all das aus, was sie haben ... von Autos mit Megastereoanlagen bis hin zu den Frauen und den Schmuck. Sobald die Sonne untergeht, erwacht Astrakhan aus dem Tiefschlaf.

Es wird extrem auf Sauberkeit geachtet. Die "Schlachten" vom Vortag, werden gleich in der Früh am nächsten Tag beseitigt. Man findet keine Zigarettenstümmel, keinen Müll, kein garnichts am Boden. Die Astrakhaner sind sehr stolz auf ihre Stadt und das präsentieren sie auch.
Sehr viel wurde neu renoviert, bzw. auch die moderne Architektur kommt hier nicht zu kurz. Fairerweise muß man aber auch sagen, daß es in den Seitenstraßen auch das Gegenteil davon gibt, aber nicht in dem Ausmaß wie in so manchen anderen Städten.

Die Parkanlagen sind hier sehr gepflegt und es ist erstaunlich, mit welchen einfachen Mitteln, man solch schöne Parks machen kann. Auch Wasserspiele mit Musikhintergrund wird geboten. Man kommt sich echt nicht vor wie im tiefen Russland. Die Zeit des Kommunismus ist aber dennoch nicht vorbei. Freund Lenin wacht wie in jeder Stadt auch, in einem Park über die Stadt. Ganz nett fand ich die Brücke der Liebe. Hier sind tausende von Schlössern angebracht. Jedes Schloss soll ewige Verbindung bedeuten und wird von den Hochzeitspärchen der Stadt dort hinterlassen. Ich fand die Idee einfach genial ...

Das besondere Highlight ist aber der Astrakhaner Kreml. Er befindet sich zwischen Volga - dem 1.Mai Kanal und dem Kutum Kanal, quasi als zentraler Mittelpunkt der Stadt. Der Kreml ist eine Art Festungsanlage. Umgeben von einer Stadt-/Verteidigungsmauer und beinhaltet neben zwei Kirchen auch eine Art Kloster. Die Russen sind ja griechisch Ortodox, dh. die Kirchen sind auch in einem dementsprechenden Stil. Nicht einfach, aber doch nicht so prunkvoll wie bei den Christen.
Aufgrund der Hitze, hoffte ich auch ein wenig Abkühlung in den Kirchen. Fehlanzeige, hier ist es ähnlich heiss, wie draussen. Keine Ahnung woran das liegt, denn bei uns sind die Kirchen immer das kühlste Fleckchen in der Sommerhitze.
Aber auch hier, Sauberkeit und Ordnung ist das oberste Gebot. Die Gebäude sind sehr gut erhalten und schön renoviert, und auch innen wird ständig geputzt und getan um dieses Heiligtum möglichst lange so zu erhalten. Hut ab, aber man merkt, das der Glaube in Russland noch Bedeutung hat.

Morgen startet die Tour wieder in ein neues Kapital. Zum Einen werde ich in ein Land reisen, das die wenigsten noch kennen und das teilweise vom Tourismus noch sehr unberührt ist und zum Anderen werde ich Europa für etliche Wochen den Rücken zukehren und die asiatische Grenze passieren. Dh morgen um diese Zeit bin ich bereits in Asien, sofern mich die netten Russen und die noch lieberen Kasachen ins Land lassen. Wird noch ein spannendes Kapitel morgen, über das ich bei meinem nächsten Eintrag berichten werde. Es kann nur jetzt ein wenig dauern, bis ich wieder zu einem Computer komme.

Das neu renovierte Theater von Astrakhan Lenin-Statue am Leninplatz Die Brücke der Liebe Der Kreml von Astrakhan Im Kreml
12.
Juni 2010 / Astrakhan (Russland)

Nach gut 6 Stunden Fahrzeit und einer zurückgelegten Distanz von 435 km, bin ich am südlichsten Punkt meiner Russlandroute angekommen. Die Fahrt von Volgograd hierher nach Astarkhan war aber die Hölle. Fast 40 Grad in der prallen Sonne, kein Schatten, kein Wind und 400 km Gerade, nur unterbrochen von leichten (ich meine wirklich leichten!) Kursänderungen. Bei dieser Hitze und dieser "Abwechslung" ist es sehr schwer die Konzentration zu bewahren, wobei Autos gibt es auf dieser Straße (M6) quasi keine mehr. Nur mehr ein paar LKWs die Richtung Usbekistan unterwegs sind.

Aber all das ist bei weitem nicht so schlimm, wie die Mücken die es hier im Volgadelta und in den Sümpfen zwischen Volgograd und Astrakhan gibt. Soetwas kann man sich eigentlich garnicht vorstellen. Selbst die Einheimischen (ja, sogar die Miliz), gehen nur mit Gesichtsschutz durch diese einsame Gegend. Die Mücken kennen kein Pardon. Autos haben die Kühler, mit dünnen Netzen verdeckt, damit sie nicht verkleben.
Meine Black-Dorli ist quasi zugeklebt mit diesem grauslichen toten Mücken, die über alles einen richtigen Film legen. Meine Navigationsgeräte, mein Anzug, all das was der frontalen Kraft dieser Tierchen ausgesetzt waren ist voll mit diesem Schleim.

Helm abnehmen ist fast tödlich, die Mücken fressen einem regelrecht auf. Es sind nicht ein paar, auch nicht ein paar Hundert, es sind tausende die sofort auf dich losgehen, wenn du stehen bleibst.

Zu guter Letzt, hatte ich noch eine nette Begegnung mit der russischen Miliz (quasi der Polizei). Etwa alle 50-60 km gibt es sogenannte "Checkpoint", wo kontrolliert wird. An einem wurde ich mit drei usbekischen LKWs herausgewunken und mußte bei dem Mückenangriff fast 30 min warten, bis alle LKWs abgefertig waren.
Ich denke jeder kann sich jetzt denken, was kommt. Zuerst Smalltalk, dann 1000 Rubel - ich skeptisch geschaut und verneint, dann wieder Smalltalk, wir sind bei 500 Rubel. Deto, wofür frag ich. Mittlerweile kenne ich die Machenschaften. Smalltalk die Dritte, dann Einigung über 300 Rubel (sind rund 7 Euro). Die Schublade geht auf, ich lege das Geld rein, die Schublade geht wieder zu und ich bekomme ein "DAWEI" zu hören. That´s it, so einfach geht das ...

Morgen und übermorgen sind wieder Ruhetag. Quasi die Ruhe vor dem Sturm, bevor es am Dienstag, nach Kasachstan geht. Astrakhan ist eine sehr lebendige und schöne Stadt, bin schon gespannt, was die nächsten Tage bringen. Ich melde mich wieder!

Keine Abwechslung in Sicht Die Mückenschicht beträgt etwa Fingerstärke Das Visir mußte 3x gereinigt werden, da es nicht mehr möglich war hindurchzusehen Astrakhan quasi in Sichtweite (kein Wunder bei dieser Ebene)
10.
Juni 2010 / Volgograd (Russland)

Ich habe mich umentschieden. Da das kasachische Visum erst mit Dienstag gilt, werde ich zwei Tage länger in Volgograd bleiben. Die Infrastruktur ist hier einfach besser und ich weiß nicht, wie sie in Astrakan sein wird.

Gestern hatte ich Sightseeing Tag. War am Mamajew-Hügel, wo die riesen "Freiheitsstatue" der Russen steht. Ein imposantes und sehr beeindruckendes Monument. Der Hügel allgemein hat etwas sehr trauriges ... Hier starben im 2.Weltkrieg bei der Schlacht um Stalingrad über 200.000 Menschen. Dieses Gefühle wird in jeder Ecke des Parks vermittelt und es bedrückt, obwohl der Park sehr, sehr schön und gepflegt ist.

Das Stalingrad-Musseum am Lenin-Platz zeigt auch das traurigste Kapitel dieser Stadt. Die Ausstellung zeigt Orginalexponate aus der Schlacht von 1942-1943. Es ist ein schreckliches Bild, das hier gezeichnet wird, wobei man dazusagen muß, der Sieg über das 3.Reich wird heroenhaft hervorgehoben. Soll heißen, auch wenn ich nicht alles 100% verstanden habe, es liegt auf der Hand, das die Russen nach wie vor sehr stolz über diesen Sieg sind und dies auch zeigen. Vor dem Musseum steht das einzige noch übriggebliebene Gebäude (ein Teil der Fabrik) von dieser Schlacht. Das muß sehr, sehr schlimm gewesen sein! Anektote am Rande: Diese Fabrik (die jetzt als Kriegssymbol dient), wurde von Deutschen vor dem 2.Weltkrieg erbaut ...

Volgograd ist ansich eine sehr moderne, junge Stadt. Die Infrastruktur ist sehr gut und man bemüht sich auch an jeder Ecke Tourismus zu fördern. Es wird allerdings noch ein paar Jahre dauern, bis sie annähernd dort sind, wo eine westliche Stadt ist.

Werde die nächsten Tage noch das Paulus Hauptquartier "suchen" und ein bisschen shoppen gehen. Es ist sehr heiss mit über 33 Grad, und laut Wetterbericht soll es zum Wochenende hin gegen 40 Grad gehen. Mal sehen ...

Sieges-Freiheitsmonument am Mamajew-Hügel Alte Fabrik - letztes Gebäude aus der Schlacht um Stalingrad Metro-Station in Volgograd
09.
Juni 2010 / Volgograd (Russland)

Die Ukraine ist fürs Erste einmal "bezwungen". Nach fast 2100km West-Ost Durchquerung habe ich am 7.6. die russische Grenze erfolgreich überquert.
Die Grenzabwicklung war zwar ein wenig komplexer als gewohnt, aber ansich problemlos. Auch die Versicherung habe ich bereits für 3 Monate gekauft, denn wer weiß, ob es dann überall Versicherungsstellen gibt. Die Straßen hier in Russland sind erstaunlich gut und so komme ich auf der M21, eine Art Schnellstraße gut vorran. Nach wenigen Kilometer ist Volgograd, das einstige Stalingrad bereits angeschrieben.

Von der Umgebung gibt dieser Teil Russlands allerdings genausowenig her, wie die östliche Ukraine. Meist ist es sehr eben und man ist umgeben von Kornfeldern. Das Problem hierbei ist allerdings der Wind, der unermüdlich über diese Fläche streift und das fahren zwar angenehmer aber auch mühsamer macht, weil dadurch, trotz des Gewichtes des Motorrads, ein ständiges Arbeiten am Lenker angesagt ist.
80-90 km/h sind allerdings auch hier nicht wirklich möglich, dazu ist teilweise der Wind zu stark und ich möchte meine Black-Dorli auch motortechnisch schonen. Außerdem die 10km/h mehr oder weniger machen auf diese Entfernungen nichts aus.

Zirka 200 km vor Volgograd mußte ich mir einen Schlafplatz suchen - Hotels/Motels gibts hier garnicht mehr und dadurch, daß es bereits 2 Std. Zeitunterschied sind, mußte ich handeln. Ok, Hunger hatte ich auch schon wie ein Bär.
Also ab von der Straße, hinauf auf einen Feldweg und mal gefahren, bis ich den passenden Platz gefunden habe. Dann Zelt aufgebaut, Kocher angeworfen und tja was gabs: Hörnchen mit Ei. Als Nachspeise gabs eingelegte Erdbeeren - sehr, sehr gut!

Nach herrlicher Nacht unter freiem Himmel, ging es dann die letzten 200 km bis Volgograd. Handicaps gabs 2 Stück. Eine Baustelle über den Don, die nur einspurig befahren werden durfte, was etwa 2 km Stau verursachte und mir eine Wartezeit von gut 30-40 min. bei etwa 30 Grad Außentemperatur. Weitere Hindernisse sind die Bahnübergänge, dh wenn einer mal zu ist, dann bedeutet das, daß mindestens zwei Züge mit geschätzt einer Länge von 1-1.5 km kommen, was mit anderen Worten bedeutet: warten ... aber alles hat einmal ein Ende und letztendlich öffnen sich die Schranken dann doch und der Troß von angesammelten Autos und LKWs beginnt sich zu bewegen.

Volgograd selber ist eine außergewöhnlich saubere, junge Stadt mit dunkler Vergangenheit. Der Sieg über die Deutschen im 2.Weltkrieg spiegelt sich auf fast jeden Platz durch eine Statue wieder. Heute werde ich mir ein paar Sehenswürdigkeiten ansehen und ein bisschen die Stadt auf mich wirken lassen.

Am Donnerstag möchte ich Richtung Astarkan aufbrechen, wo ich zum Einen auf meine Einreise nach Kasachstan warten werde und zum Anderen ev. meine Reifen für die nächsten 7000-8000 km wechseln werde. Das nächste Update wird jetzt ein wenig dauern ... Alsdenn, bis dann!

nach Volgograd 343km Schöne Straße, viel Wind und seeeeehr lang Mein Lagerplatz irgendwo zwischen der Grenze und Volgograd an der M21 Einsame, sehr flache Gegend - nichtssagend Volgograd ist erreicht
06.
Juni 2010 / Luhansk (Ukraine)

Es ist fast eine Woche um und ich habe rund 2500km hinter mir. Zur Zeit sitze ich hier in Luhansk an der russischen Grenze und muß bis auf morgen warten, da mein Visum erst mit 07.06. Gültigkeit hat.
Die Ukraine ist gerade im Westteil in den Karpaten wahnsinnig schön und auch die Straße sind annähernd mit unseren vergleichbar. Je weiter man aber in den Osten kommt, desto schlimmer wird alles. Es ist ein ständiges auf und ab der Gabel, ein ständiges ausweichen von fehlenden Kanaldeckeln, Schlaglöchern oder anderen Unebenheiten. Dazu kommt noch der Gestank der Autos und LKWs, der Staub der Straßen, die täglichen Polizeikontrollen und die enorme Hitze.

Abgerunden wird das Ganze noch mit der Quartiersuche, die nicht so einfach ist, denn an den Transitrouten selber gibts nur im Westteil Hotels/Motels, hier im Osten nur mehr in den wirklich großen Städten, dh du mußt dir deine Tagesetappen auch dementsprechend einteilen. Meine Tageskilometerleistung liegt etwa im Schnitt bei 380km, und das ist nicht so schlecht im Angesicht der erklärten Bedingungen.

Zum Thema Sicherheit kann ich auch nichts negatives berichten. Bis auf meinen ersten Polizeikontakt nach der Grenze von Ungarn in die Ukraine, wo ich rund 90 Euro gezahlt habe (Stoptafel überfahren, Halte/Parkverbot missachtet und irgendetwas mit einem Zebrastreifen - wobei alle Delikte wurden im Kolonnenverkehr "begangen" :-)), laufen alle Kontrollen absolut korrekt ab. Dokumente und dann ein bisschen Smalltalk (ja das funktioniert bereits ein wenig mit meinen Russischkenntnissen :-))

Auch die Bevölkerung, absolut freundlich und zuvorkommend. Vorgestern ging mir auf einer Landstraße der Sprit aus (dürfte versehentlich den Tageskilometerzähler verstellt haben). Nach kurzem Autostop, bekam ich 2lt Benzin in einer Pet-Flasche, danach kam Serge vorbei - ebenfalls Motorradfahrer. Sofort wurde mir "Geleitschutz" bis zur Tankstelle angeboten, danach wurde ich zum Essen eingeladen und letztendlich blieb ich sogar Gast im seinem Haus bei seiner Familie.

Soetwas gäbe es bei uns nicht. Wildfremde Leute von der Bundesstraße zu sich nach Hause einzuladen, zu verköstigen und dann überhaupt noch einen Schlafplatz anzubieten. Irre, aber eine tolle Erfahrung. Ich habe viel über die Ukrainer gelernt und diese Gastfreundschaft genossen.

Generell ist es so, daß ich ein "Männchen vom Mars" zu seinen scheine. Überrall gibts einen Auflauf, jeder möchte wissen woher ich komme und wo´s hingeht und fast jeder schüttelt den Kopf. Es ist echt eine interessante Erfahrung und teilweise wirklich grenzwertig - aber ich geniese es voll, wenngleich es auch sehr angstrengend ist.

Die Route selber von Kirovohrad über Dnipropetrovsk nach Donetsk war ansich ganz gut zu befahren. Die Ortsdurchfahrten habens insich und verlangen höchste Konzentration, da Verkehrssünden scheinbar bestraft werden, sich aber keiner an Verkehrsregeln hält - naja und die Straßenzustände sind ja auch nicht gerade für soviel Verkehr ausgelegt. Jeder versucht auszuweichen, wo´s nur geht, egal wie, egal ob´s geht - der Andere wird schon ausweichen. Hier hat ein Mensch auf einem Motorrad, der nicht absolut passiv fährt, keine lange Überlebenschance.

Heute ist wie gesagt "Zwangsruhetag", morgen gehts die restlichen 100km an die russische Grenze, dann sind es noch etwa 400km bis Volgograd, wo ich ebenfalls 1-2 Tage Pause machen möchte um mir das ehemalige Stalingrad anzusehen.
Vielleicht ergibt sichs ja, daß ich mich dann wieder melde ... Bis dann & liebe Grüße nach Hause! Daßwidánja!

Karpatendorf in der Ukraine Der Mittelpunkt Europas in Rakiv ist erreicht Straßenzustand Serge und seine Familie, meine Gastfamilie Oblast Dnipropetrovsk - quasi die Landesgrenze
30.
Mai 2010 / Wien (Österreich)

Es geht endlich los - heut ist der Tag der Tage auf den ich mich jetzt fast ein Jahr vorbereitet habe. Der Tag des Abschieds, der Tag von Tränen. Habe die letzte Nacht noch halbwegs gut geschlafen. Meine Gedanken jetzt drehen sich nur mehr um das eine: habe ich alles bedacht? Es gibt immer noch ein zurück und es würde mir keiner Übelnehmen. Ja es spricht auch Angst aus diesen Zeilen, denn die Zeit meiner Abwesenheit ist sehr lange und meine Einsamkeit auf der Reise noch länger ...

Um 10 Uhr drücke ich auf den Startknopf, meine XT beginnt zu schnurren. Es ist ein sehr emotioneller Abschied und es fließen viele Tränen - bei mir und der gesamten Familie. Es tut weh, aber ich wollte es so - so soll es also sein und meine lange Fahrt beginnt. Ich liebe euch alle und werde immer bei euch sein ...

Es geht los ...
22.
Mai 2010 / Wien (Österreich)

Wir haben heute meinen Abschied bei einem Heurigen in Perchtoldsdorf gefeiert (sofern man meinen Abschied feiern kann). Ich wurde mit einer riesigen, tollen Abschiedstorte überrascht. Ich war ganz gerührt und alleine auf den demnächst bevorstehenden Abschied zu denken fällt mir sehr schwer.

Alle meine Freunde und Weggefährten der letzten Monate sind gekommen, vor allem aber mein Vorbild in Sachen Fernreisen, Wolfgang. Es war ein toller Abend für mich. Ich habe mich riesig über alle und alles gefreut. Danke fürs kommen & für die Anteilnahme.
(In eigener Sache: Es wurden auch Fotos gemacht, nur habe ich die leider jetzt nicht auf meiner SD-Karte, wird nach meiner Rückkehr nachgereicht)