Wie ich dazu kam?

Ich war vor Jahren bereits einmal, mit dem Auto, am Nordkap. Es war eine herrliche Fahrt, allerdings die typische Touristenroute auf der E65. Einmal rauf, einmal runter. Mich hat damals das Land und die Leute bereits sehr beeindruckt und ich habe mir damals bereits geschworen, wiederzukommen. Naja, was lag nun also näher, diesmal eben nicht mit 4, sondern nur mit 2-Ränder in den hohen Norden zu fahren.

  Die Vorbereitung

Von Auslandserfahrung kann man nach der 3-wöchigen Vorjahrestour nicht sprechen, aber ich habe trotzdem einiges gelernt um die nächste Tour einfach noch perfekter/runder zu machen.

Zum einen habe ich das Koffersystem getauscht, dh ich habe die orginalen BMW-Kunststoffkoffer, gegen weitaus robustere und leichtere Alu-Koffer getauscht. Soetwas ist zwar kein billiges Vergnügen, aber weitaus langlebiger und auf einer Tour sicherer. Auch die eigentliche Tourvorbereitung war wesentlich intensiver als voriges Jahr. Nicht das sie schlecht war, aber diese Tour geht doch über mehr als 10.000km, durch verschiedenste Länder mit verschiedensten Sitte, Gebräuchen und Charakteren. Schon alleine die Fährüberfahrten über die diversen Fjord, die Schiffsbuchungen nach Norwegen bzw. auf die Lofoten, ... all das wurde vorher feinsäuberlich recherchiert und vorbereitet.

So eine Vorbereitung ist quasi die halbe Miete zum Erfolg und damit zum glücklichen Ende einer Reise. Außerdem macht das Planen, die Vorfreude darauf fast genauso viel Spaß, wie die eigentliche Tour.

  26. Mai 2007 / Abfahrt zur ersten Etappe (Wien - Hamburg)

Wie voriges Jahr, geht es mit dem Autoreisezug von Wien nach Hamburg. Zum einen erspare ich mir 1000km Autobahnfahrt und zum Anderen Nerven, Sprit und Zeit. Der Zug geht um 20 Uhr und fährt in der Nacht zum Zielbahnhof Hamburg. Nach fast 12 Stunden fahrt, komme ich entspannt und ausgeruht an meinem eigentlichen Abfahrtspunkt an.

Hamburg 8 Uhr früh - der Zug rollt pünktlich ein und wie vereinbart holt mich Hans Christian am Bahnhof ab. Mein Magen knurrt und ich freu mich jetzt auf ein richtig gutes Frühstück mit Fisch & Co am Hafen bevor es weitergeht Richtung Dänemark.

Es ist kalt, und der Wind legt Richtung Norden nach Dänemark sogar noch zu ... Der Tag vergeht dann recht unspektakulär mit autobahnfahren!

  28. Mai 2007 / Überfahrt nach Norwegen

Das Wetter hat sich nicht verbessert, im Gegenteil. Es hat die ganze Nacht geregnet und es ist kühl geworden. Der dänische Boden ist durchnässt, so wie mein Zelt und alles was so dazugehört. Es kann nur besser werden. Nach einem Frühstück im Zelt, gehts so gegen 9 Uhr los Richtung Hirtshals zur Fähre, die ich ja um 14 Uhr erreichen sollte.

Regen, Sturm, Kälte ... super Wetter für´s motorradfahren. Um 12.30 Uhr komme ich in Hirtshals an, checke ein und gehe mich aufwärmen. Ich bin nicht alleine hier, der Parkplatz ist voll und ich treffe ein Düsseldorfer Pärchen, das ich auf meiner Reise wiedersehen werde. Es ist schweinekalt und es stürmt, das es eine Freude ist.

Die Beladung der Fähre ist bei diesem feuchten Wetter auch eine kleine Challenge. Die Auffahrtsrampen (Metall) sind sehr, sehr rutschig und jeder muß verdammt aufpassen, daß er sein Ross in den stählernen Stall bekommt. Das eigentliche Verzurren im Bauch dieses Riesendampfers ist hingegen ein Kinderspiel.

Nach rund 4 Stunden Überfahrt, wo zirka 2/3 der gesamten Reisenden mehr oder weniger an der Reeling gehangen haben, ist es geschafft. Die norwegische Küste begrüßt uns mit 7°C und, ja erraten, Regen. Kristiansand ist ein kleines, verschlafenes Städtchen und ich mache mich nach der Ankunft gleich dran, einen Bankomat zu suchen um ein paar Norwegische Kronen zu bekommen. Dieses Unterfangen endete an einer Tankstelle, wo ich schlichtweg fragte ...

Die Fahrt in die Nähe des Kap Lindesnes ist teilweise garnicht so einfach, den die Straßen sind teilweise durch den Regen sehr verschlammt und rutschig, aber ich schaffe es dennoch und bin gegen 22 Uhr bei Tageslicht am Campingplatz.

  29. Mai 2007 / Cap Lindesnes - Stavanger

Das Wetter hat sich gebessert, es regnet nicht. Meine erste Nacht in Norwegen habe ich ganz gut verbracht und auch wenn die Temperaturen nicht gerade hochsommerlich sind, war es nicht unangenehm.

Cap Lindesnes ist der südlichste Punkt Norwegens und ich begeben mich jetzt auf die lange Reise Richtung Norden. Laut dortiger Tafel mehr als 2500km - im Endeffekt, sollen es aber weitaus mehr werden. Der Leuchtturm und die Geschützstellungen aus dem 2.Weltkrieg geben diesen Fleck Erde, das gewisse Etwas - jetzt beginnt das Abenteuer Nordkap so richtig!

Der Weg an der Küste entlang Richtung Stavanger verläuft durch wunderschöne Landschaften, entlang von Flekkefjord und Jossingfjord (Altmark-Zwischenfall) in teilweisem spektakulärem Gelände. Das Wetter wird besser und es die Straße hier sind ein Traum.

  30. Mai 2007 / Stavanger - Prekestolhytta

Der Tag beginnt wie die letzten Tage auch, mit Regen. Es ist zum Verzweifeln, gestern dachte ich noch, es ist überstanden - jetzt schüttet es schon wieder. Meine Sachen werden momentan überhaupt nicht mehr trocken. Das momentane Problem ist das Wetterfenster, das sich normalerweise von Nord nach Süd zieht. Zur Zeit bewegt es sich aber in einer großen Spirale, zwischen Mittel- und Südnorwegen ... Es kann nur besser werden.

Mein Tag verläuft heute großteils im Landesinneren und geht heute hoch hinauf. Etappenziel sollte das Ende des berühmten Lysefjord sein. Zwischen Zielwunsch und der Realität sind aber Welten.

Hinunter gehts Richtung Lysebotn. Vorbei am berühmten Kjerag Felsen, den ich aufgrund des widrigen Wetters nicht bestiegen habe, über 27 sehr nasse Kehren und durch einen unbeleuchteten 180° Kehrentunnel. Alles ein Erlebnis für sich, aber nicht bei Regen. In Lysebotn schüttet es dann immer noch und ich entschließe mich kurzfristig aus dem Tal rauszufahren. Es sollte die richtige Entscheidung gewesen sein!

So bleibe ich nicht in dem wirklich idylischen Ort, sondern fahre mit der nächstbesten Fähre am Lysefjord Richtung Forsand. Eine herrliche Fahrt zwischen den Felsen und auch herrlich, was das Wetter angeht - es beginnt aufzuklaren und ich sehe die Sonne. Welche Wohltat für meinen nassen Körper und meiner Seele.

Ankunft am Campingplatz unterhalb der Prekestolhytta. Ein sehr schöner und großer Campingplatz. Das Allerwichtigste aber: Es scheint die Sonne und es ist warm. Ein idealer Platz um nasses zu trocknen. Ich werde morgen einen Ruhetag/Wandertag einlegen um meine Batterien wieder aufzutanken, nach all den letzten, nassen und kalten Tagen. Die Wettervorhersagen sind sehr schön. Mal sehen was die nächsten Tage dann so bringen.

  31. Mai 2007 / Ruhetag - Wanderung zum Prekestol

Wow, welch ein Tag. Ich habe herrlich geschlafen und die ersten Sonnenstrahlen haben mich gerade geweckt. Die Sonne lacht und es befindet sich kein einziges Wölkchen am Himmel. Frisch ist es, aber ideale Temperatur für meine kleine Tageswanderung auf den berühmten 597m hohen Prekestol.

Es ist ein herrlicher Tag und es macht richtig Spaß einmal nicht auf dem Motorrad den Tag zu verbringen. Die Fernsicht ist gewaltig, aber noch grandioser ist der eigentliche Prekestol. Ein Felsplateu, wo es fast 600m senkrecht in die Tiefe geht, bis zum Lysefjord. Ein gewaltiges Naturerlebnis das ich in vollen Zügen geniese.

Hier zu stehen und diese herrliche Landschaft zu geniesen ist bis dato das größte Highlight dieser Tour. Gestern bin ich noch dort unten mit dem Boot gefahren und heute stehe ich hier oben.

  01. Juni 2007 / Prekestol - Eidfjord

Tja, was tut es - jawohl: REGNEN! ... und zwar wirklich in strömen. Bei so einem Wetter fällt ein Besuch beim berühmten und mächtigen Latefossen Wasserfall garnicht so wirklich ins Gewicht. Nass bist du schon und nass wirst du dort. Trotzdem imposant, welche Wassermassen hier herunterdonnern. Übrigens darf ich vorstellen, ich bins das Michelin-Männchen.

In Eidfjord beziehe ich mein Quartier an einem Campingplatz am See. Wobei durch den Regen der See gefährlich nahe ans Ufer gekommen ist, außerdem macht mir der extreme Fallwind von den umliegenden Bergen das Leben beim Zeltaufbau schwer. Kuppelzelt wäre in diesem Fall fast besser gewesen, aber was solls. Man muß es so nehmen wie es kommt.

  02. Juni 2007 / Eidfjord - Sogndal

Heute ausnahmsweise kein Regen, aber tiefe Wolken. Die Kilometerleistung wird sich heute in Grenzen halten, da ich mehr bootfahren als motorradfahren werden. Zum Einen steht meine erste Überfahrt auf dem Programm, zum Anderen einen Fjordfahrt von Gudvangen nach Kaupanger.

Die Fähre nach Kaupanger geht pünktlich um 14 Uhr. Ich hatte heute noch eine Schrecksekunde. Mein Schlüssel war plötzlich verschwunden und ich befürchtete schon, daß ich ihn in die Mistkübeltonne zu meinen Bananenschalen geworden habe. All das 5 min. vor dem ablegen. Ich wurde leicht panisch und sag die Fähre schon ablegen, bis ich mein Topcase zum 7ten Mal durchwühlte und ihn letzendlich doch fand. Ich weiß, nicht sehr spannend, aber für mich war es Aufregung pur!