Vorbereitung & Planung

Meine erste große Motorradtour und dann gleich meine erste große Enttäuschung. Ziel wäre ansich die "Grand Alpes" Tour gewesen. Da aber Väterchen Frost uns so lange erhalten geblieben ist, mußte ich umplanen, denn es waren noch zuviele Pässe gesperrt bzw. nur sehr schwer befahrbar. So entschied ich mich, von Innsbruck aus über den Gardasee in die Toscana zu fahren. Zurück sollte es dann über Südfrankreich, über die Napoleonroute in die Schweiz und nach Feldkirch in Vorarlberg gehen.

  1. Juni 2006 / Innsbruck - Gardasee

Abfahrt pünktlich am 1.Juni um 8 Uhr von Wien Westbahnhof mit planmäßiger Ankunft um 13.30 in Innsbruck. Nachdem Gepack verzurrt war, das Motorrad ebenfalls am Autoreisezug war, konnte es endlich losgehen. Von Innsbruck gings über den Brenner - Sterzing - Pensenjoch - Arco nach Riva de Garda am Gardasee, wo meine erster Tag endete.

  2. Juni 2006 / Gardasee - Santa Sofia

Uff, hier gibts keinen Campingplatz mehr ... ich habe den Tag um 18 Uhr jetzt abgebrochen, denn ich weiss nicht wirklich wie weit es noch bis zu einem Ersatzplatz ist. In Santa Sofia, einem kleinen Dörfchen mitten im Nirgendwo habe ich versucht ein Zimmer zu bekommen. Leider ist das auch nicht so einfach gewesen. Dennoch, in einer leeren Jugendherberge habe ich dann ein 6-Bettzimmer beziehen können. Es regnet in strömen und ich bin froh irgendwo untergekommen zu sein.

  3. Juni 2006 / Santa Sofia - Siena

Nach einer mehr als feuchten Nacht, machte ich mich um 9 Uhr auf den Weg in Richtung Toscana. Die Fahrt ging erstmal rundum den Gardasee (Südufer) - wobei diese Strecke restlos überlaufen war, da unsere Deutschen Nachbarn meinten Urlaub zu machen und die Kreisverkehre taten ihr übriges zu der Stop&Go Missäre. Vorbei ging es an Verona - Ferrara direkt nach Imola. Dann weiter durch die wunderschöne Chianti-Gegend nach Siena, der "Hauptstadt" der Toscana. Am Stadt-Campingplatz in Siena schlug ich dann wieder mein Zelt auf - sehr geräumig, gemütlich und sanitärtechnisch sehr gut für einen Stadt-Campingplatz.

Noch am selben Tag fahre ich mit dem Bus in die Stadt um mich ein wenig dem italienischen Flair hinzugeben. Eventuell finde ich sogar etwas 'essbares', für das so manche Italiener ja bekannt sind. Der Uhrturm und der vorgelagerte Platz in Siena sind mit Touristen gespickt voll. Ok, ich bin auch einer von Vielen.

  4. Juni 2006 / Rund um die Toskana

Nach einem leckeren Nachtmahl gestern, einer herrlichen Nacht heute - diesmal kein Regen. Es steht eine kleine Rundtour in der Toskana an. Die Strassen & die Gegend soll ja traumhaft schön sein und um diese Jahreszeit sollten sich auch die Touristenströme in Grenzen halten.

Die Route führt südöstlich/westlich an den berühmten Ortsnamen wie Montepulciano, Radicofani oder Abbadia S. Salvatore vorbei. Das Wetter ist herrlich warm, die Strassen fast menschenleer und der Asphalt ein Traum. Hier beginnt motorradfahren wirklich Spaß zu machen.

  5. Juni 2006 / Siena - Chinque Terre

Heute gehts wieder einmal weiter - Richtung Westen über Pisa zum Nationalpark 'Chinque Terre' einem Küstenstreifen der Italienischen Riviera. Angeblich ein Motorrad-Paradies ... lassen wir uns überraschen.

Pisa mit dem Motorrad zu Durchqueren, gleicht einem Alptraum. Verkehr ohne Ende, Hupen ohne Ende und jeder fährt wie er möchte. Für mich ein absoluter Horror in der stickigen und heissen Luft dieser Stadt zu fahren. Das Gelände vor dem schiefen Turm gleicht einer Touristenhochburg. Schon alleine einen Parkplatz zu finden, der mir halbwegs sicher erschien war nicht einfach. Die Menschenschlange vor dem schiefen Turm hat mich dann dazu überredet, ihn nicht zu besteigen.

  6. Juni 2006 / Chinque Terre

Ich beschließe spotan hier ebenfalls einen weiteren Tag zu verbringen und die Gegend ein wenig 'unsicher' zumachen. Es gibt einen schönen Rundkurs quer durch den Nationalpark nach La Spezia und wieder zurück. Traumhaft schön und vorallem kann man in Ruhe die Landschaft geniesen und wirklich jeden Ort abfahren. Wer noch auf steilen Strassen mit dem Motorrad noch nicht anfahren geübt hat, kommt hier voll auf seine Rechnung. Achtung auf stinkende Kupplungen ...

  7. Juni 2006 / Chinque Terre - Imperia

Abfahrt 9 Uhr morgen Richtung Genua. Heute werden wir die Küstenstrasse Richtung Nizza in Angriff nehmen. Es ist sehr schön geworden und ich freu mich eventuell heute Abend im Meer baden gehen zu können. Zelt verpackt, Gepäck verzurrt und los gehts ...

Es ist es sehr, sehr warm geworden - ja sogar heiss. Mein Nachtquartier hatte zwar einen herrlichen Ausblick auf das Meer, allerdings die Terassenarchitektur ist für jemanden in Motorradmontur nicht gerade die geeignetste. Letztendlich habe ich es aber doch geschafft mein kleines Zeltchen mit direkt Blick auf das Meer aufzubauen. Einer gemütlichen letzten italienischen Nacht steht demnach nichts mehr im Wege.

  9. Juni 2006 / St.Raphael - Verdon

Es ist 7.30 Uhr. Meine innere Uhr weckt mich pünktlich. Kaffee kochen, ein Crossaint mit Marmelade bestreichen, nochmals das rauschen des Meeres geniesen und dann langsam wieder zusammenpacken und losfahren. Weg vom Meer, Richtung Norden in die Berge - genaugenommen in die Gegend um die Schlucht von Verdon. Ich fahre zurück nach Cannes - entlang der Traumstrände der Superreichen - hinauf Richtung Grasse bis nach Castellane, wo ich dann in die Schlucht einfahre. Mein Zelt möchte ich irgendwo Südufer des Lac de Sainte Croix aufstellen.

Die Verdonschlucht - bis zu 700m tiefe Einschnitte, 21 km lang und neben der Tara-Schlucht in Griechenland einer der größten Canyons Europas.

  10. Juni 2006 / Verdon - Corps

Kühle, sehr angenehme Nacht. Der Campingplatz direkt am Südufer des Lac de Sainte Croix war sehr schön und ruhig, obwohl der Platz ziemlich voll war. Auch ein paar Deutsche Motorradfahrer haben sich gestern Abend noch hier eingefunden. Weiter geht es auf der Napoleonroute Richtung Schweiz. Über Digne les Bains, Sisteron, Gap werde ich irgendwo vor Grenoble einen Campingplatz aufsuchen. Mal sehen wohin es mich verschlägt.

  11. Juni 2006 / Corps - Genfersee

Die letzten Tage sind angebrochen. Das Prozedere in der Früh ist bereits automatisiert. Frühstücken, zusammenpacken, alles verstauen und verzurren, Navigationsgerät programmieren und los gehts. KM für KM näher der Heimt. Von Corps gehts zum ersten 'Highlight' nach Grenoble, dann weiter über Chambery, Annecy, über Genf zu einem See-Campingplatz kurz vor Lausanne. Es ist Sonntag und ich werde den Tag heute auch sonntäglich geniesen. Es ist abermals sehr warm und sehr schön.

Zu Mittag überquere ich die Grenze von Frankreich zur Schweiz. Ab sofort zahlt man mit Schweizer Franken und nicht mehr mit dem Euro. Entlang des Nordufers am Genfersee erreiche ich um knapp vor 17 Uhr mein Quartier etwa 20km vor Lausanne, ein Campingplatz direkt am See. Für ein kühles Bad ist es noch ein wenig zu kalt, aber ein kleiner Spaziergang auf dem riesen Campingplatz war allemal möglich.

  12. Juni 2006 / Genfersee - Grindlwald

Einmal unter der Eiger Nordwand schlafen - diesen Wunsch erfüllte ich mir heute. Ich bin nach einer nicht allzuruhigen Nacht (Strassen- & Zuglärm) von meine Domizil am Genfersee, über Monreux, hinnein in die Berge Richtung Spiez am Thuner See nach Interlaken und von dort hierher nach Grindlwald. Mein Zelt steht direkt am Camping Grindlwald, direkt unter dem Schatten der Eiger Nordwand. Durch die kürze der heutigen Tagesetappe, fahre ich noch mit dem Zug um kleines Geld (rund 30 Euro!) auf die kleine Scheidegg um direkt zum Eiger zu kommen. Mein Bergsteigerherz hat wieder begonnen zu schlagen. Durch das herrliche Wetter war der Anblick dieser Eisriesen Eiger, Jungfrau, Mönch ein wahrhaft imposanter ...

  13. Juni 2006 / Grindlwald - Feldkirch

Das Ende naht - der letzte Tag ist angebrochen und mit ein wenig Wehmut stehe ich auf. Mit dem Wissen das letzte Mal heute mir Frühstück zu machen, das Zelt zusammenzubauen und die letzten Kilometer nach Österreich zurückzulegen. Morgen hat mich die Realtität und vor allem meine Familie wieder. Ich freu mich schon riesig auf Doriana und Raphaela. Auf dieser diesjährigen letzten Etappe werde ich über den Sustenpass, den Oberalppass nach Chur fahren. Von dort geht es dann über Vaduz zurück nach Österreich nach Feldkirch, wo ich um 21 Uhr den Autoreisezug Richtung Wien besteigen werden um wieder Heim zukommen.

  14. Juni 2006 / Ankunft Wien

Pünktlich um 8 Uhr rollt der Zug in Wien Westbahnhof ein. Müde aber froh wieder gut und gesund nach Hause gekommen zu sein, mache ich mich nach 3000km auf die letzten Meter Heim zu meiner Frau und meiner Tochter.